Rezension
Courtney Barnett
Tell Me How You Really Feel
Highlights: City Looks Pretty // Charity // Sunday Roast
Genre: Slacker-Rock // Indie
Sounds Like: Kurt Vile // Jen Cloher // Angel Olsen // Pavement
VÖ: 18.05.2018
Normalerweise spricht man ja vom schwierigen Album nach dem Durchbruch. Doch bei Courtney Barnett hatte man im Vorfeld zu „Tell Me How You Really Feel“ nie Befürchtungen, dass das tatsächlich schief gehen könnte. Die Australierin wirkte irgendwie von Beginn an gefestigt und „angekommen“. Wie ein alter Hase. Dabei hat Barnett kürzlich erst die 30 überschritten und immer noch gerade einmal eine Doppel-EP und ein Debütalbum auf dem Buckel (und natürlich noch die Kollaboration mit Kurt Vile). Das vergisst man gerne mal.
Auf den ersten Blick wagt Courtney Barnett auf ihrem neuen Werk erst mal nicht viel Neues. Warum auch? Für unverschämt catchy Songs in fast schon provozierend beiläufiger Slacker-Rock-Manier ist die Frau bekannt und zurecht beliebt geworden und genau diese werden auf der neuen Platte auch geliefert. Nummern wie „Charity“ oder „Crippling Self Doubt And A General Lack Of Self Confidence“ werden in ihrer nonchalanten Art bei nicht Wenigen mindestens den musikalischen Sommer bestimmen. Zur Abwechslung wird dann hier mal kurz Punk heraufbeschworen („I'm Not Your Mother, I'm Not Your Bitch“) und dort mal eben mit einer wunderbaren Halbballade das Album formvollendet abgeschlossen („Sunday Roast“). Was will man mehr?
Eine Veränderung hat sich bei Courtney Barnett dennoch vollzogen. Das wird schon optisch mit dem Albumcover sichtbar: Keine verspielte Handzeichnungen mehr, stattdessen ein Close-Up vom Gesicht der Songwriterin, in tiefstem Rot gehalten. Ein Blick, irgendwo zwischen herausfordernd und Vertrauen versprechend. Eben passend zu dem Titel „Tell Me How You Really Feel“. Aber auch textlich hat sich einiges getan. Die bisweilen etwas naive und manchmal ein wenig verplant durchs Leben gehende Twenty-Something ist einer erwachsenen Frau gewichen, die auch unangenehme Erfahrungen gemacht hat.
Es geht unter anderem um Hate Speech im Netz („Nameless, Faceless“), Beziehungsauszeiten („Need A Little Time“) und die verdammte Depression („Hopefulessness“). Keine leichten Themen, aber Barnett spricht sie aus Überzeugung an. Weil sie eben was dazu zu sagen hat, auch als eher introvertierter Mensch. Und gerade deshalb wird es vielen leicht fallen, sich mit den Texten der Songwriterin zu identifizieren. Cortney Barnett ist die gute Freundin von nebenan, zu der man direkt einen Draht hat. Und dazu macht sie noch verdammt tolle Musik.
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