Alter Sack mit Bart, der seine Klampfe runterstimmt, optional von einem Ring aus Weed umhüllt – so weit der Stoner-Rocker nach dem Baukasten. Grad an Sexiness? Strebt so ziemlich gegen Null. Den Spruch von den Ausnahmen und der Regel kennen wir alle. In diesem Fall sind's Clutch: alte Säcke mit Bart, die ihre Klampfen runterstimmen. Nur: Wie teuflisch sexy ist bitte "Earth Rocker" geworden?

Gleich im Überhit von Titeltrack schleudern diese Vier mit einem herrlich griffigen Refrain, dass Jungs wie Mädels direkt der Schlüpfer platzt. Heiliger Bimbam. Der Druck ist hoch, höllisch hoch. Und er bleibt es über die gesamte Länge von "Earth Rocker" – die zurückgelehnte Blues-Nummer "Gone Cold" mal ausgenommen. Diese Platte könnte ein Debüt sein, es ist aber Clutchs zehnte. Ja, wirklich: An einem Punkt, an dem es andere Bands längst zermürbt hat, latschen Cluch nochmal richtig aufs Gas. Ergebnis ist eine schwergewichtige, aber trotzdem flinke Rock-Platte, aufgeputscht mit massig Testosteron.

Es ist tatsächlich angebracht: Clutch sind wieder auf Form ihres Überalbums "Blast Tyrant". Erreichte jenes seine etlichen Glücksmomente aber noch durch fetteste Grooves, setzt "Earth Rocker" nun vor allem auf Tempo, Druck und – ja – Pop. Denn so vieles auf dieser Platte ist so catchy, dass es schon fast frech ist: Die cheesy Mundharmonika in "D.C. Sound Attack". Das alles wegblasende Riff von "Unto The Breach". Der kackdreiste Text von "Mr. Freedom". Was für ein Fest!

Nix auszusetzen also am späten Meisterwerk von Clutch, außer vielleicht das etwas stark nach Transformers ausschauende Artwork. Aber mal ernsthaft: Dass man darüber schon meckern will, belegt nur einmal mehr die Klasse von "Earth Rocker". Auf dass dieses Brett die Rock-Partyplatte des Jahres wird. Konkurrenz ist derzeit zumindest nicht in Sicht.

Gordon Barnard

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