Rezension

Casper

Lang Lebe Der Tod


Highlights: Lang Lebe Der Tod // Keine Angst // Meine Kündigung // Flackern, Flimmern
Genre: Hip-Hop // Indie
Sounds Like: Marteria // Kraftklub

VÖ: 01.09.2017

Casper hat „Lang Lebe Der Tod“ vor einem guten Jahr verschoben, auf unbestimmte Zeit. Hier und da gab es Kritik ob der kurzfristigen Absage, aber eigentlich ist es eine mutige Entscheidung. Casper aka Benjamin Griffey hat mit seinen letzten beiden Platten die deutsche Hip-Hop-Szene geprägt. Und auch wenn ihn der ein oder andere immer noch als Emo-Rapper verschreit – die Erwartungen waren riesig. Wird es ein neues "XOXO", oder eher wie "Hinterland"? Am Ende wurde es weder das Eine noch das Andere. „Lang Lebe Der Tod“ ist wahrscheinlich die durchdachteste Platte Caspers.

Alleine instrumental ist er unglaublich vielfältig, von Metal-Klängen bis zu typischen Hip-Hop-Beats. Aber von Anfang an. Der Titeltrack zeigt Caspers Interpretation des Genres, in der er in Zusammenarbeit mit Blixa Bargeld ein pompöses Meisterwerk hinlegt. Schon da sollte klar sein, dass Casper sich nicht auf Genres festlegen, sondern sich von verschiedensten Seiten inspirieren lässt. Auf „Keine Angst“ zeigt die Zusammenarbeit mit Drangsal seine 80er-Indie-Seite, mit voranpreschenden Drums und eingängigem Refrain. Der Abschluss des Albums bildet dann nochmal eine wunderschöne Mischung aus dem ruhigen, reduzierten „Meine Kündigung“ und „Flackern, Flimmern“, das erst in eine ähnliche Kerbe zielt, dann Caspers Affinität für Post-Rock zeigt, um daraufhin in bester Black-Metal-Manier das Album zu beenden. Ein absoluter Gänsehaut-Track und vielleicht der beste Song, den Griffey je geschrieben hat.

Im Nachhinein hat sich das Warten mehr als gelohnt. Casper hat seine Grenzen ausgelotet, sich an verschiedenen Genres versucht und ganz nebenbei auch in einigen Songs, etwa „Alles Ist Erleuchtet“ und „Morgellon“, gesellschaftliche und politische Themen eingestreut. Spätestens jetzt kann auch die böseste Zunge ihn nicht mehr ausschließlich als Emo-Rapper bezeichnen.

Lewis Wellbrock

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