Rezension

British Sea Power

Do You Like Rock Music?


Highlights: Lights Out For Darker Skies // No Lucifer // Atom
Genre: Brit-Pop // Indie
Sounds Like: Pulp // Editors

VÖ: 18.01.2008

Brighton, England, im Jahre des Herrn 2008. Noch immer herrscht Krieg um die Vorherrschaft in der Welt der anspruchsvollen Popmusik. Fast ein halbes Jahrhundert, nachdem England aufgrund der Invasion Hamburgs durch die Beatles schon als endgültiger Sieger festzustehen schien und ungefähr 15 Jahre nach "Operation Britpop" sind die Fronten wieder ausgeglichener. Neben den Vereinigten Staaten sind nun unter anderem Kanada und Schweden als Gegner hinzugekommen, das Vereinigte Königreich steht mit dem Rücken zur Wand. Mittlerweile wird mit anderen Mitteln gekämpft als noch zu den glorreichen Zeiten der Generäle Gallagher, Albarn und Coxon: Rückbesinnung auf den Post-Punk gewinnt mittlerweile Schlachten. Die Amerikaner haben die Zeichen der Zeit erkannt und gewinnen seit Beginn des Jahrtausends dank der durchschlagskräftigen Kampfeinheit "Interpol" immer mehr an Boden, der die Briten jedoch die ähnlich agierenden "Editors" entgegenstellen konnten. Unterstützung erfahren diese nun auf dem Seeweg: Der dritte Angriff von "British Sea Power" naht und könnte kriegsentscheidend sein.

Bereits der Quasi-Opener "Lights Out For A Darker Skies" (Rechnen wir mal den offiziellen Opener "All In It" nicht mit, der zusammen mit seiner langgezogenen Variante, dem Schlusstrack "We Close Our Eyes" wohl hauptsächlich als Einrahmung des Albums verstanden werden sollte) sowie "No Lucifer" lassen keinen Zweifel daran, dass British Sea Power verstanden und verinnerlicht haben, wie der Hase läuft - vorausgesetzt, dass das Ziel des besagten Hasen ein Prime-Time-Gig auf der Glastonbury-Mainstage ist. Große Melodien sind schon seit dem Debüt "The Decline Of...." ein Talent der Brightoner, die ihren bisher recht britpoppigen Sound nun jedoch noch um Postpunkgitarren à la Interpol erweitert und zudem all die Streicher, Chöre und all den Pomp integriert haben, den Freunde der großen Gesten von einer Band heutzutage verlangen mögen. Wer stattdessen eher Balladeskes präferiert, wird auf zukünftigen British-Sea-Power-Gigs Feuerzeug beziehungsweise Handydisplay bei "No Need To Cry" und "Open The Door" schwingen müssen; "Atom" fährt die entgegengesetzte Schiene und nimmt den Hörer nach einem kurzen Klavierintro mit auf eine wilde Achterbahnfahrt der Dynamik, "Waving Flags" wiederum ist ein Paradebeispiel für einen an sich simplen, doch trotzdem nicht langweiligen Radiosong.

A propos "Waving Flags": "Welcome in, inside the stadion" heißt es in dieser ersten Single-Auskopplung des Albums, die Morrisseys jüngsten Aussagen zum Trotz kulturelle Vielfalt in Britannien fordert und begrüßt. Wer will, darf dieses Zitat jedoch auch ganz anders verstehen: Als Prophezeiung. Denn wer so wie British Sea Power mit seinem Sound stets den Zahn der Zeit trifft und sich trotzdem das Händchen für Melodien bewahrt, weiß, wo er irgendwann spielen will.

Jan Martens

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