Rezension

British Sea Power

Open Season


Highlights: Be Gone // How Will I Ever Find My Way Home? // Victorian Ice // Oh Larsen B
Genre: Independent-Pop
Sounds Like: The Cure // Pulp // The Smiths

VÖ: 25.04.2005

British Sea Power? Ja, genau. Ein etwas vergessener NME-Hype. Doch, es dämmert. Da waren viele Hits. "Apologies To Insect Life", "The Spirit Of St. Louis", um mal zwei zu nennen. Gerockt haben die auf ihrem Vorgänger "The Decline Of British Sea Power"! Mit soviel (British Sea) Power. Aber wer jetzt denkt Frontmann Yan und seine vier Freunde Noble, Hamilton, Wood und Eamon würden fleißig weiter rocken liegt falsch. Seicht sind sie geworden. Was aber ja nicht missverstanden werden soll. Wunderbar melodiös sind sie. Das trifft es besser. Wie kann man es noch umschreiben? Genau, man erinnere sich einfach an die bezaubernde Ballade "Blackout", einer der wenigen Songs vom Erstling, die auch auf "Open Season" gepasst hätten. Wer diesen Song mochte, der wird das neue Album lieben. Versprochen.

Mit "It Ended On An Oily Stage" fängt es schonmal vielversprechend an: Ein Schlagzeug, eine Gitarre und noch eine Gitarre. Ja, keine wirklich spektakuläre Instrumentsauswahl, aber eine besondere Atmosphäre. Spätestens wenn Sänger Yan seine Stimme hinzugibt, sollte man sich einfach fallen lassen. Noch ein Stück besser wird es dann mit "Be Gone". Ich wette jeder, der den Song das erste mal hört, ohne zu wissen, wer das ist, würde sich stark wundern, wenn er merken würde, dass es nicht Robert Smiths Stimme ist, die da einsetzt. So sehr klingt das nach The Cure. Nach den poppigen The Cure. Etwas flotter wird es dann mit "How Will I Ever Find My Way Home?". Nicht wirklich rockiger, aber das braucht das Album auch nicht. Wie schon gesagt, der Vorgänger war der Rocker. Also keine Rocksongs suchen.

"Please Stand Up" überspannt den Bogen jedoch beinahe. Das ist vielleicht doch schon etwas zu kitschig. Nicht unbedingt der Text, es ist der Refrain, der von der Melodie her auch von Virginia Jetzt! stammen könnte. Das ist aber auch dann der einzige wirklich zu bemägelnde Punkt. Schnell verziehen, denn was die Songreihe "To Go To Sleep", "Victorian Ice" und "Oh Larsen B" so alles an Schönheit aufzuweisen hat, ist wirklich nicht zu verachten. Um ehrlich zu sein, ja, ein ganz bisschen wird doch gerockt. Dafür ist "Oh Larsen B" zuständig. Aber lange nicht so wie früher. "Oh I, Oh I settled down over there, Won't you hold your babies' hair, I know I, I need you", ertönt es in "Victorian Ice", was im Gegensatz zu "Be Gone" doch etwas an The Smiths erinnert. Das hören die beiden Musikurgesteine Morrissey und Robert Smith bestimmt nicht gerne: Eine Band, die zum einen nach The Cure und zum anderen nach den Smiths klingt, wir schon.

Zum Schluss wäre da noch das fast 8-minütige "True Adventures", das sich ein paar mal bis an die Grenzen des Schlagzeugers steigert, um dann anschließend doch wieder mit einigen schönen ruhigen Strophe daher zu kommen. Ein gelunger Abschluss eines wahrlich gelungenem Albums. Die Wandlung ist den fünfen sehr gut gelungen. Beruhigend, denn man weiß anfangs nie so recht, ob sich die ganzen Hype-Bands auch mit ihrem zweiten Album im Musikgeschäft etaplieren können. British Sea Power haben es schonmal geschafft.

Paul Weinreich

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