Rezension

Blitzen Trapper

Destroyer Of The Void


Highlights: The Man Who Would Speak True // Heaven And Earth // The Tree // Evening Star
Genre: Folk-Rock // Blues // Singer-Songwriter // Alt. Country
Sounds Like: The Band // Bob Dylan // David Bowie // The Byrds // Grateful Dead // Queen // Midlake // The Sumner Brothers

VÖ: 11.06.2010

Die Musik von Blitzen Trapper war schon immer fest in der Vergangenheit verortet. Die großen Folk-, Country- und Bluesbands der sechziger und siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts sind die stilprägenden Einflüsse der Band aus Portland. Während das Spiel mit ihren musikalischen Wurzeln bisher den Eindruck einer sympathischen Hommage an ihre großen Helden erweckte, stößt einem ihre Musik nach den ersten Tönen ihres fünften Albums „Destroyer Of The Void“ erstmals unangenehm auf.

Es ist einfach viel zu viel von allem: zu viele Gesangsstimmen, zu viele Gitarren, zu viel Klavier. Man kann schon verstehen, was Blitzen Trapper mit dem mächtigen Titelsong, der das Album eröffnet, erreichen wollten. Doch was hier passiert, ist einfach zu viel des Guten. Statt einem beeindruckenden Opener gleich wirkt „Destroyer Of The Void“ schon fast wie eine Karikatur. Auch das nachfolgende „Laughing Lover“ mag durchaus gut gemeint sein, wirkt aber seltsam aufgesetzt. Wenn Blitzen Trapper in „Below The Hurricane“ erstmal einen Gang runterschalten, beginnt man sich zum ersten Mal mit diesem Album anzufreunden. Auch das reduzierte „The Man Who Would Speak True“ weiß zu überzeugen, weil Blitzen Trappers altbekannte Stärken hier besonders deutlich hervortreten und nicht vom Bombast überdeckt werden. Eric Earkleys helle Stimme umschmeichelt einen, die Harmonika durchschneidet die Luft und Blitzen Trapper geben einem den ersten großen Ohrwurm mit auf den Weg, um mit „Love And Hate“ direkt im Anschluss wieder denselben Fehler zu machen. Statt schrulligem LoFi-Rock herrscht wieder dieser übertriebene Stadionsound vor. Die meisten Songs auf „Destroyer Of The Void“ sind für sich genommen wirklich gut geschrieben – die Art ihrer musikalischen Umsetzung ist es, die man hin und wieder als unpassend empfindet. In der Ballade „Heaven And Earth“ geht die Rechnung zum Beispiel hervorragend auf, was zu einem beachtlichen Anteil dem zurückhaltenden Streichersatz zu verdanken ist, für den sich Peter und Heather Woods Broderick verantwortlich zeigen.

Nach dem überambitionierten Beginn des Albums finden Blitzen Trapper in der zweiten Hälfte zu ihrer alten Form zurück. Der staubige „Dragon’s Song“ profitiert davon, keinen letzten Feinschliff verpasst bekommen zu haben, und die lässige Melodie von "Evening Star" setzt sich gerade deshalb im Gehörgang fest, weil sie nicht so erzwungen wirkt wie in manch anderem Song. Zwischen den flotten Rocksongs versteckt sich dann noch die Perle „The Tree“, ein wunderschönes kleines Duett von Eric Earley und Alela Diane, das altmodisch und erfrischend zugleich klingt.

Im großen Ganzen kann man Blitzen Trapper nicht wirklich böse sein. Auch wenn sie manchmal über die Stränge schlagen mit ihren übereifrigen Arrangements, so ist „Destroyer Of The Void“ in seiner Gesamtheit doch ein kurzweiliges Album geworden, das mit einigen hochkarätigen Songs aufwarten kann. Ein entspannteres Herangehen würde der Band bei ihrem nächsten Album sicherlich nicht schaden, mit ihrer beachtlichen Diskografie müssen sie doch ohnehin keinem mehr etwas beweisen.

Kilian Braungart

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