Rezension

Blitzen Trapper

American Goldwing


Highlights: Stranger In A Strange Land // Love The Way You Walk Away // Girl In A Coat
Genre: Country // Americana // Folk // Indie
Sounds Like: Deer Tick // Fruit Bats // Dr. Dog // Fleet Foxes

VÖ: 16.09.2011

Während Dr. Emmet Brown und Marty McFly im 1985er Kultfilm “Zurück in die Zukunft” noch einen umgebauten Delorean, eine Ladung Plutonium und natürlich den legendären Fluxkompensator benötigten, um durch die Zeit zu reisen, ist das 2011 deutlich einfacher geworden. Heutzutage bedarf es eigentlich nur noch eines Plattenspielers und des neuen Albums von Blitzen Trapper, um sich zurück in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zu katapultieren.

Denn beim Hören von “American Goldwing“, dem mittlerweile sechsten Studioalbum von Blitzen Trapper, könnte man auch den Eindruck gewinnen, dass die fünf Jungs aus Portland, Oregon, steter Begleiter von Southern Rockbands der Seventies à la Lynyrd Skynyrd oder Buffalo Springfield gewesen wären. Es stellt sich bei dieser Assoziation natürlich sofort die Frage, was eine Band dazu veranlasst, ein derartiges Album zu produzieren. “It’s me trying to evoke a true American nostalgia, my vision and focus while writing our new album was on the inescapable past”, erklärt Sänger Eric Earley.

Um dieses Vorhaben tatsächlich dann auch in die Tat umzusetzen, wurden die Songs auf “American Goldwing“ hauptsächlich mit klassischen, amerikanischen Country- und Folk-Instrumenten wie Banjos, Slide-Gitarren und Mundharmonikas angereichert, die einem sofort das Gefühl geben, irgendwo in einem verrosteten Pickup-Truck durch die einsamen, kargen Landschaften des amerikanischen Westens zu fahren.

“The highway / Which runs far but never my way / Don’t you know” – Zeilen des Stücks “Stranger in a Strange Land” unterstreichen diese Impression in besonderer Weise.

Bei alldem gelingt es Blitzen Trapper jedoch, dass man sich nicht in der weitläufigen Einöde Amerikas verliert – vielmehr erzeugt “American Goldwing“ von Beginn an ein Gefühl des Vertrauens und der Geborgenheit. Dies liegt nicht zuletzt an so fantastischen Stücken wie “Girl In A Coat“ oder “Love The Way You Walk Away“, bei welchem Eric Earley, umrahmt von Gitarre und Mundharmonika, sanft und schon fast zerbrechlich über die Widrigkeiten der Liebe singt.

Mit dem Song “Street Fighting Sun” haut die Band dann aber auch noch ein Brett raus, das so bisher bei keiner der vergangenen Veröffentlichungen zu hören war. Hämmernde Drums, schmutzige Gitarren, Maultrommel und Earleys ungewöhnlich laute Stimme lassen Blitzen Trapper sogar kurzzeitig zu Konkurrenz von Robert Plant und Jimmy Page werden.

Aber eben auch nur für einen kurzen Augenblick, denn bei all den tollen Songs auf diesem Album wird man am Ende leider das Gefühl nicht los, das alles in irgendeiner Form schon mal in der Vergangenheit gehört zu haben.

So ist Blitzen Trappers neuestes Werk leider kein “Sports Almanach“, der die Zukunft wie in Steven Spielbergs Filmklassiker nachhaltig verändern kann, doch schafft es “American Goldwing“ immerhin, die Gegenwart ein wenig schöner werden zu lassen.

Benjamin Schneider

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