Was wurde sein Debüt mit Lob überschüttet – zurecht. Denn "Ambivalence Avenue" ist eine großartige Platte, deren Ambivalenz die Entwicklung von akustisch hochwertigen, ruhigen Soundcollagen per Laptop-Komposition ist. So rettet Bibio das, was man bisher zuvorderst der Folkmusik zuordenete, in die elektronische Musik – die völlige Isolation der Musik durch Abgrenzung von der Realität.

Mit "The Apple And The Tree" erscheint nun eine Remix-Platte, die vier neue Kompositionen beheimatet, welche problemlos auf dem Debüt hätten landen können. Die restlichen acht Songs sind obligatorische Remixe von Freunden und Bekannten aus der Branche, wie ihn ein Erfolg wie der von "Ambivalence Avenue" eben so nach sich zieht.

So zerlegt Clark in seiner Version von "S'Vive" das seichte Arrangement in kleine Stücke und lässt das Break-Beat-Wälzchen noch einmal drüber fahren. Derweil machen sich Rob Lee (aka Wax Stag) in "Sugarette" und Letherette in "Lover's Carvings" daran, die Originale einzuseifen und ordentlich weich zu spülen. Dass es auch wunderbar sein kann, wenn den ohnehin schon ruhigen Songs noch etwas mehr Zartheit geschenkt wird, beweist der beste Remix dieser Compilation – "Haikuesque" von The Gentleman Losers. Ansonsten beeindruckt noch Eskmo, der ein paar Minuten lang den Dubstep-Bären auf "Dwrcan" loslässt, während eine unnötigere Bearbeitung als die Lone-Version von dem großartigen "All The Flowers" wohl kaum möglich gewesen wäre.

Es ist wie so oft: gute bis grandiose Songs werden durch eine Aufarbeitung selten besser. "The Apple And The Tooth" ist dennoch dank der vier Quasi-B-Seiten zu "Ambivalence Avenue" und den zwei bis drei gelungenen Bearbeitungen keine unnütze Veröffentlichung.

Andreas Peters

Diskutieren

Lesen

Weitersagen

Finden