Rezension

Beirut

No No No


Highlights: Gibraltar // No No No // Perth
Genre: Pop // Indie // Balkan
Sounds Like: Grizzly Bear // Fanfarlo // The Postal Service

VÖ: 11.09.2015

Zach Condon ist das, was man gemeinhin Wunderkind nennt. Mit 29 hat er schon vier Alben und eine stattliche Anzahl an EPs veröffentlicht, „No No No“ ist das neueste Werk nach vierjähriger Auszeit. Mit völlig ausgelassenem, balkaneskem Sound („Gulag Orkestar“) und französisch anheimelnden Klängen („The Flying Club Cup“), nicht minder schwelgend, wurden Beirut bekannt, und haben sich eine Liebhaberschaft, die weit über die sich sonst mit ähnlicher Musik beschäftigenden Menschen hinaus geht, erspielt. „No No No“ geht nun in die Richtung weiter, in die schon der Vorgänger „The Rip Tide“ zeigte.

Es ist die aufgeräumteste und klarste Platte Condons, ein düdeliges, schönes Stück Popmusik. Eine halbe Stunde, in der nicht viel passiert, außer Schwelgen in der Fülle der romantischen Melodien. Neun Songs, die gute bis sehr gute Popsongs sind, aber lange nicht an das Großartige heranreichen, was Beirut bereits geschaffen haben: ekstatische, ausbrechende Musik voller tiefer Emotionen. Eher eine Reproduktion dessen, nur viel glatter. Man könnte nun sagen, Beirut hätten ihren Sound genau gefunden, aber genau das ist auch die Befürchtung. Denn geht der Weg noch weiter, dann wird die nächste Platte noch ein bisschen weniger spannend.

Für Condon selbst ist die Platte sicher eine Art Balsam für die Seele, und das ist das Schönste daran. Nach der Tour zur letzten Platte erfuhr er zum wiederholten Male einen völligen Zusammenbruch, zog sich zurück, kämpfte sich von Tag zu Tag. Eine Liebe in der Türkei und eine ruhige Zeit bei ihrer Familie beruhigte ihn und schaffte die Voraussetzungen dafür, dass er dieses Album ganz in Ruhe schrieb. Und ungefähr so klingt die Platte: einerseits schön zu wissen, dass es Condon besser geht, gleichzeitig mit dem Zwiespalt, dass dadurch die Zerrissenheit fehlt, die Beirut bisher zu einer überdurchschnittlichen, großartigen Band gemacht haben. So sind Beirut 2015 eine gute Popband mit schwelgendem, melancholischen Einklang, der hauptsächlich aber Sehnsucht schürt nach den großartigen vergangenen Platten. Diese wird es ja zum Glück immer geben, egal wie der Weg weitergeht – hoffentlich immer weiter zum Guten für Zach Condon.

Daniel Waldhuber

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