Rezension

Babyshambles

Down In Albion


Highlights: The 32nd Of December // Albion // Loyalty Song // Up The Morning
Genre: Rock
Sounds Like: The Kinks // The Libertines

VÖ: 18.11.2005

Wie kann man das erste Babyshambles-Album beschreiben? Vielleicht so: Man nehme vier verplante Musiker, einen mindestens so verplanten Produzenten und man erhalte... "Down In Albion", die wohl verplanteste, trotzdem schönste CD des Jahres. Teilweise rotzig rockig, kurz mal relaxter Reggae in "Sticks And Stones" (inklusive Eigenhomage Don't look back into the motherfuckin sun) und gegen Ende sogar episches wie "Up The Morning" (einst als Albumtitel geplant). Zwischendurch allerhand meist schon länger bekannte Hits. Nein, das reicht nicht - also alles etwas detailierter...

Natürlich fange ich direkt beim Eröffnungsstück "La Belle Et La Bête" an: Das Duett Dohertys vorgetragen mit seiner aktuellen Freundin Kate Moss, die mit ihrer vorsichtigen zerbrechlichen Stimme sofort an Nico vom Velvet Underground-Meisterwerk erinnert, gibt dem Hörer schnell zu spüren, dass hier kein neues Libertines-Album zu erwarten ist. Der Song wirkt im Großem und Ganzem sehr zurückhaltend. Die Gitarren schrammeln langsam vor sich hin, das Schlagzeug rumpelt von Takt zu Takt - erst mit der Zeit wird der Song immer geschlossener. Dann die Hit-Single "Fuck Forever": Egal in welchem Gefühlszustand - hier rockt sofort jeder mit, da kann mir niemand was erzählen! Auch wenn das Album für sein Genre zuerst sehr, vielleicht mit seinen 63 Minuten sogar zu lang erscheint - die Songs vergehen rassend schnell. Lied 1 und 2 sind wohl die besten Beweise. "The 32nd Of December" ist in der wohl düstersten Episode Dohertys, im Dezember 2004 entstanden. Don't want to know about it, The 32nd of December. Thats the night im trying so hard to forget, All you do is come around and make me remember, Remember what I try, What I, that I..., ... nice reason, I'll go, But they'll never do. Der Song hingegen ist lange nicht so düster wie sein Text ausgefallen - eher ist es ein verspäteter Sommer-Hit. Neben "Fuck Forever" motiviert auch "Pipedown" zum ordentlich Mitbrüllen - "Killamangiro" sowieso! Die neue Version kommt zwar insgesamt etwas reduzierter, zum Ende dann aber doch mit ein paar neuen Schmankerln daher.

Auch wenn das 1-minütige Intro, das irgendwo genau wie der zehnte Song "Pentonville" (vorgetragen von einem ehemaligen Knastbruder Petes) durch seine "Verücktheit" wieder in das Album passt, eher an Nine Inch Nails "Mr. Self Destruct" als an den gewohnten Babyshambles-Sound erinnernt, wird spätestens im beinahe Titelsong "Albion" klar, warum die im letzten Jahr aufgenommen Akustik-Sessions nur noch als "The Freewheelin' Pete Doherty" bekannt sind - er ist definitiv einer der besten lebenden Songwriter überhaupt. Das Kunststück 2004 mit fünf verschiedenen Bands in die britischen Charts einzusteigen, spricht ebenso dafür. Alles was ab Stück 11 kommt darf man sowieso nur "genial" nennen. "What Katy Did Next" ist eine weitere Libertines-Homage, den "Loyalty Song" müssen die Kinks irgendwie vergessen haben zu schreiben, das schon von der "For Lovers"-Single mehr oder weniger bekannte "Back From The Dead" ist einer der wenigen Beweise, dass Pete es auch noch unter drei Minuten kann und das wie bereits erwähnte epische "Up The Morning" zeigt sie kurz vor Schluss ungewohnt, jedoch angenehm "Pavementnah". Tja, sowas hätte es bei den Libs nicht gegeben. Als absoluter Schlusspunkt zeigt sich "Merry Go Round" tatsächlich noch lässiger als der Rest. Vielleicht ist es gerade das, was einen final nochmal zu Tränen rührt: "Down In Albion" ist eine Geschichte, eine Geschichte über einen anscheinend hilflos verplanten Pete.

Paul Weinreich

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