Rezension

Architecture In Helsinki

Moment Bends


Highlights: Desert Island // Escapee // Contact High
Genre: Elektro-Pop
Sounds Like: FM Belfast // The Unicorns // Tiger Tunes

VÖ: 08.04.2011

Ganz klar, das neue Architecture-In-Helsinki-Album wird ein Spalter sein. Für die einen ist es ein furchtbar nerviges Elektro-Quietsch-Pop-Ding, für die anderen aber wird es eine Freude sein, das neue Werk anzuhören – vor allem, wenn dabei die Sonne scheint. Und falls sie nicht scheinen sollte, so scheint sie spätestens nach den ersten paar Minuten von „Moment Bends“.

Süß und leicht wie Zuckerwatte kommt der Opener „Desert Island“ daher, mit karibisch anmutenden Flötenklängen, verträumten Synthies und entrücktem Gesang. Beim nächsten Song wird die Geschwindigkeit dann gesteigert, „Escapee“ klingt genau so, wie man sich Architecture In Helsinki wünscht: Nach einem Spaßverein, der die großen Festivals in Tierkostümen oder bunten Outfits herumhopsend bespielt und die Menschen dabei mit ihrem Elektro-Pop zum Tanzen bringt. Diesen Spaßverein sollte man aber bitte nicht unterschätzen. Auch wenn sie immer wieder wie eine erwachsenere Version von S Club 7 und Konsorten klingen, so haben sich die Australier ein paar Gedanken mehr über ihre Musik gemacht.

Vier Jahre haben sich Architecture In Helsinki seit ihrem letzten Album Zeit gelassen, zwei ganze Jahre haben sie an „Moment Bends“ in ihrem eigenen Studio in Melbourne gearbeitet, um, wie sie selbst sagen, ein Album zu erschaffen, in dem sie sich verlieren können, das sich immer genau richtig anfühlt.

Kritisch ist daran zu bemerken, ob es sich denn immer alles nur gut und überaus fröhlich anfühlen kann? Die Songs wirken nämlich überaus positiv und stets optimistisch auf den Hörer. Als ob das Leben eine einzige große Party wäre. „Moment Bends“ wird sich wahrscheinlich vor allem auf den Dancefloors der Nation abspielen. Man kann sich sicher sein, dass eine Menge DJs ihren Spaß am Remixen der neuen Songs haben werden. Im Gegensatz zu früheren Songs geht es auf „Moment Bends“ wesentlich elektronischer zu. Die Synthies haben die Bläser übermannt. Aus den einstigen Multiinstrumentalisten sind Multi-Elektroniker geworden. Ein wenig mehr „Natürlichkeit“ hätte ihnen aber sicherlich gut getan, denn leider gehen Songs wie „That Beep“ doch schon kritisch nah an die Schmerzgrenze der guten Laune. Passender Weise singen die Australier in mehrstimmigem „Beep Beep Beep“-Gesängen von süßem Bubblegum. Genauso klebrig und zuckrig wirken sie damit auch.

Nicht nur die Musik ist eine andere geworden, auch am Coverdesign hat sich was getan. Anders als auf zweien der Vorgängeralben gibt es auf der Front von „Moment Bends“ keinerlei bunt gebaute Architektur zu sehen. Stattdessen ein stilles Wasser, in das ein großer Tropfen hineinfällt und eine große Fontäne spritzen lässt. Ob das nun langweilig oder erfrischend wirkt, dass muss jeder für sich entscheiden.

Marlena Julia Dorniak

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