Rezension
Angus & Julia Stone
A Book Like This
Highlights: The Beast // Just A Boy // Silver Coin // Jewels And Gold
Genre: Folkpop
Sounds Like: Belle & Sebastian // The Magic Numbers // Iron & Wine // Kings Of Convenience
VÖ: 09.05.2008
Stellt euch mal vor, ihr wärt ausschließlich mit der Musik aufgewachsen, die euer Vater in seiner Coverband spielt. Jeden Abend tritt er in seiner Bar auf und ihr habt keine Ahnung, dass in Wirklichkeit alles nur geklaut ist. Die Jahre vergehen und ihr hört das "The White Album" der Beatles. Schlagartig wird euch klar, dass euer Vater doch nicht der beste Musiker der Welt ist, sondern ein paar Unbekannte aus dem Königreich.
Was ziemlich abwegig klingt, haben Angus And Julia Stone genauso erlebt. Und die beiden Geschwister leben nicht etwa irgendwo im australischen Outback, sondern direkt vor den Toren Sydneys. Wie also kann es sein, dass die Stones erst im Teeniealter bemerken, dass es da draußen noch viele andere Songschreiber gibt als nur ihren Vater? Die Antwort ist genauso simpel wie einleuchtend: Es war ihnen schlichtweg egal, wer welches Lied geschrieben hat. Wichtig war von jeher einzig und allein nur die Musik. Kann man eigentlich noch unbelasteter an unser aller Lieblingskunstform herangehen? Wohl kaum, und so liegt es auf der Hand, dass man mit diesem außergewöhnlichen Hintergrund geradezu dafür prädestiniert war, ebenfalls eine Musikerkarriere zu starten. Obwohl der jüngere Angus erst noch mit seiner Schüchternheit zu kämpfen hatte, kristallisierte sich nach kurzer Zeit schon heraus, dass sich hier zwei Ausnahmesongwriter gefunden hatten und dafür nicht einmal lange suchen mussten.
Wie es sich für eine gesunde Geschwisterbeziehung gehört, gibt es auf "A Book Like This" nicht etwa Duette der beiden zu hören, sondern jeder zieht für sich sein eigenes Ding durch und wird von dem Anderen einzig im Backgroundgesang oder an den Instrumenten unterstützt. Wer den Song geschrieben hat, singt ihn auch. Man könnte hier also von einem Singer/Songwriter-Album im doppelten Sinne sprechen. Erstaunlicherweise merkt man diese Zweiteilung „A Book Like This“ aber keine Sekunde an. Ganz im Gegenteil ist das Album sogar dermaßen homogen, dass man eher den Eindruck hat, als ob beide Künstler schon zwanzig Jahre zusammen Musik machen würden. Schwer machbar bei gerade einmal 21 bzw. 23 Lebensjahren!
Ja, das Alter… Man muss es sich während des Hörens des Albums einfach immer wieder vor Augen führen. Ausgerechnet zwei Twens, die bis vor ein paar Monaten noch nicht einmal wussten, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen, schaffen es hier, dreizehn perfekte, und ich meine damit wirklich PERFEKTE Songs auf ein Album zu bannen. Klang Folkpop schon einmal schöner? Ich behaupte: Nein.
Es ist die pure Schönheit ihrer Melodien und Harmonien, die Angus And Julia Stone so einzigartig machen. Die Songs sind meistens ganz einfach arrangiert, aber es braucht eben nicht arg viel mehr, um Lieder zu schreiben, die alle einzeln für sich schon bei anderen Bands wahrscheinlich das Highlight des Albums wären. Ein besonderer Dank gebührt an dieser Stelle vor allen Dingen Fran Healy. Genau der Fran Healy, der mit Travis vor Jahren irgendwann mal ziemlich gut war. Er produzierte nicht nur ein paar Songs, sondern stellte den beiden Stones auch seine umfangreiche Sammlung an alten Instrumenten für die Aufnahmen zur Verfügung.
Nach drei Akkorden von „The Beast“ weiß man eigentlich schon, wie toll „A Book Like This“ sein wird. Wenn Angus mit seiner etwas an Chris Garneau erinnernden Stimme sein erstes Stück eröffnet und die erste dieser unverschämt guten Melodien aus dem Ärmel schüttelt, hat man sich schon in dem Buch verloren. Jede neue Seite steigert schon beim Hören die Freude auf die Nächste. Immer wieder gibt es Neues zu entdecken. Das wunderschöne Gitarrenspiel von Angus und die niedliche Stimme von Julia („Here We Go Again“), entwaffnende Texte („Just A Boy“), grandiose Streicher („Silver Coin“) oder eine ganze Verwandtschaft als Chor („Another Day“). Das Bemerkenswerteste aber ist, dass sämtliche Songs immer so klingen, wie man es selbst gerade gerne hätte. Ist man traurig, kann man zu dem unglaublich schönen „Jewels And Gold“ problemlos Tränen verdrücken und genauso gut sich aber auch freudenstrahlend die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Angus And Julia Stone passen immer und auf „A Book Like This“ passt bis zu der letzten Note auch alles. Jeder muss dieses Album haben.
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