Rezension

Amplifier

Amplifier


Highlights: UFOs
Genre: Space-Stoner-Psychedelic-Prog-Rock
Sounds Like: Kyuss // Porcupine Tree // QOTSA

VÖ: 10.05.2004

Nein, Sel Balamir ist nicht der Junge mit der Gitarre. Sel Balamir ist vielmehr der Junge mit der Effektgerätarmada. Es scheint, als wäre er ausgezogen, um sämtliche, auf diesem Planeten existierenden Effektgeräte aufzusuchen, um sie letzten Endes mit seiner E-Gitarre zu einer unschlagbaren Wall of Sound Einheit zu koppeln. Applaudierend stehen Kyuss, Tool und Porcupine Tree am Wegesrand und beglückwünschen dem aufsteigenden Stern am Alternativehimmel zu der meisterhaften Leistung, dem Rock seine tonnenschweren Riffs in Moll zurückgegeben zu haben. Denn er allein ist verantwortlich für die unbändige, teilweise brachiale Wucht seiner Band, welche in ihrer Haken schlagenden Unberechenbarkeit stets ein Faible für Überraschungen aufweist und gerade dann essentielle Einschübe intoniert, wenn der Zuhörer sich fälschlicherweise in einer Durchschnaufphase wähnt. Vor allem muss man sich jederzeit vor Augen halten, dass die aus Manchester stammende Band ihre, mit spacigen Sounds angereicherten, Prog-Rock-Epen lediglich zu dritt zum Besten geben. Bei der atmosphärischen Dichte und dem druckvollen Sound der teilweise majestätischen Klangbilder ist diese Tatsache mehr als verwunderlich. Schon nach den ersten drei Songs, die in insgesamt 22 Minuten ein infernales Feuer entfachen und in „Airborne“ ein Monumentalriff in Kyussmanier enthalten, zeigt sich, dass Amplifier alles andere als eine Band der Marke „ans Angemachte geht’s später“ sind. Das stringente „On/Off “, das an Queens of the Stone age erinnernde „The Consultancy“ oder das sich zur Hymne herauskristallisierende „One Great Summer“ wirken in ihrer Vollkommenheit, als würde hier eine Band auf dem Zenit ihres Schaffens aufspielen. Dass es sich hierbei aber um ein Debutalbum handelt, wirkt regelrecht unvorstellbar, denn die, auf Präzision getrimmte, musikalische Umsetzung wird durch die Band in einer sagenhaften Perfektion erzielt, was beim Endverbraucher zu erhöhter Kinnladen-Herunterfall-Gefahr führt. Den Schlusspunkt setzt letztendlich das ungemein eingängige, stetig anschwellende „UFOs“, welches die Großartigkeit der Band in drei Teilen zusammenfasst: eine sich einschmeichelnde Gitarrenlinie wird durch einen psychedelischen Noisepart abgelöst, woraufhin sich eine gen Himmel stampfende Melodie erschließt, die den triumphalen Abschluss des Albums bildet. Amplifier, der Name ist Programm.

Marcus Schmanteck

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