Rezension
Amanda Palmer
There Will Be No Intermission
Highlights: The Thing About Things // Voicemail For Jill // A Mother's Confession
Genre: Kabarett // Singer-Songwriter
Sounds Like: The Dresden Dolls // Regina Spektor // Fiona Apple
VÖ: 08.03.2019
Um gar nicht erst den Anschein von Mansplaining zu erwecken – niemand mit Y-Chromosom kann einschätzen, was sich wie für eine Frau ändert, wenn sie Mutter wird. Im Falle von Amanda Palmer ermöglicht ihr drittes Soloalbum aber zumindest eine vage Vermutung.
Dass Palmer hier über Themen wie Fehlgeburten, Abtreibungen und den Verlust von Freunden an das alte Arschloch Krebs auch aus eigenen Erfahrungen berichtet, sollte die wenigsten Fans schockieren. So gehört sie sowieso zu jenen Künstlerinnen, die aus ihrem Privatleben und ihren innersten Gedanken nie einen Hehl machten, wie Unmengen von Tweets, Blog-Einträgen und Video-Tagebüchern ebenso zeigen wie das reine Ausmaß der oft autobiographischen Geschichten, die auf „There Will Be No Intermission“ erzählt werden: Mehrere Songs knacken (fast) die Zehn-Minuten-Grenze, einige davon nur recht monoton mit Ukulele instrumentiert, als könnte der Drang, zu erzählen, keine ausgefeilten Songwritingprozesse abwarten.
Ihre teils fast schon zynische Leichtfüßigkeit kann Palmer dennoch nicht ganz einbüßen: In „A Mother's Confession“ lässt sie einen ganzen Frauenchor schmettern, dass trotz aller Probleme und Fehlerchen immerhin das Baby noch nicht tot sei; die Angst vor der Unberechenbarkeit des Lebens mit einer Zeile wie Suicide, homicide, genocide – that's a fuckton of -cides to choose from auszudrücken, würde auch nicht jeder/m einfallen. Im Gegensatz zu (insbesondere) den frühen Dresden-Dolls-Werken geschieht dies jedoch immer öfter in einem gemächlichen Dreivierteltakt und (bis auf Zoe Keatings Cello in „Bigger On The Inside“) mit Fokus auf dem Piano.
Mit „There Will Be No Intermission“ festigt Amanda Palmer endgültig ihre Stellung als grande dame in ihrem Genre, welches das auch immer sein mag. Nur der Albumtitel „There Will Be No Intermission“ stimmt hinsichtlich der vielen kleinen Interludes, die Melodiefragmente oder Textzeilen der Songs aufgreifen, nicht ganz. Mit diesen reizt die Platte die 80 Minuten Speicherkapazität einer CD fast komplett aus – und das einmal, ohne an irgendeiner Stelle je zu langweilen.
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