Rezension

Alela Diane

The Pirate's Gospel


Highlights: Tired Feet // The Rifle // Pieces Of String // Oh! My Mama
Genre: Folk // Singer/Songwriter
Sounds Like: Nina Nastasia // Joanna Newsom // Emiliana Torrini

VÖ: 29.02.2008

Da kommt im gesamten letzten Jahr mit Nina Nastasias „You Follow Me“ gerade einmal ein absolutes Muss für Freunde weiblicher Singer/Songwriter-Musik auf den Markt und jetzt, zufällig am 29.02, einem Tag der sowieso nur alle vier Jahre mal vorkommt – ja, genau an diesem Tag erscheinen mit „The Pirate's Gospel“ von Alela Diane und Simone Whites „I Am The Man“ zwei derart schöne CDs auf einen Schlag, dass es eine Schande ist, keine der beiden als Platte der Woche küren zu können.

Von Zufall zu Zufall: Ist es eigentlich einer, dass es sich mit guten Musikern wie mit sehenswerten Konzerten verhält? An manchen Orten gibt es gar keine, an anderen wiederum viel zu viele. “My tired feet / My tired, tired feet / My tired feet / Oh my tired feet / My tired feet brought me to that red boat / So still and foreign waters“ - allein die Lyrics des Eröffnungsstücks „Tired Feet“ deuten darauf hin, dass Diane zu den „viel zu viele(n)“, in diesem Fall aus Nevada, gehört. Denn das, was an der Quengelkasse funktioniert, klappt auch hier: durch Repetition zum Erfolg. Egal, ob Diane über eine Vielzahl von Schuhen (“There were too many heavy boots / There were too many heavy boots /There were too many heavy boots / And there were too many big black boots“) oder ihre Mutter („And when the sky drops all those feathers / And when the birds sing in the morning / I'll be a mama / I'll have a daughter / I'll be a mama / I'll have a daughter“) singt, die Wiederholung einiger Zeilen löst zwangsläufig Gänsehaut aus.

Auch musikalisch hätte es nicht besser laufen können. Wer in Anbetracht des Albumtitels Angst hat, elf mit Seemannsgegröle untermalte Sauflieder vorzufinden, liegt in etwa so falsch wie 70.000 Mitglieder des FC Schalke 04 am 19.05.2001 gegen 17:15 Uhr. Mit der erwähnenswert kurzen Spielzeit von gerade einmal etwas über 30 Minuten ist „The Pirate's Gospel“ nämlich so ruhig wie Gelsenkirchen an besagtem Tag – nur eben fünf Minuten später.

Dass ein ausschließlich von der Akustikgitarre getragenes Album unendlich schön klingen kann, weiß man spätestens seit Nick Drakes wunderbarem „Pink Moon“, an das man sich das ein oder andere Mal auch erinnert fühlt. Nur ganz selten ertönt ein zurückgehaltenes Klavier, im Titelsong ein Piraten- und im bisher schönsten Song des Jahres „Pieces Of String“ ein Kinderchor – und das ist mehr als genug, um sich in diese Sammlung intensiver Balladen zu verlieben. “Here I've sat, I've run, I've walked, I've cried / I've died /I've slept in till noon and I've laughed / and I've sighed / I know that here I've sung before / Oh here I've sung before / I know that here I've sung before / Here I've sung before“ Genau die richtige CD für stürmische Märztage, einsame Abende und ja, doch auch für lange Segeltouren.

Paul Weinreich

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!