Rezension

Alela Diane

About Farewell


Highlights: Colorado Blue // About Farewell // Lost Land // Hazel Street
Genre: Folk // Singer-Songwriter
Sounds Like: Marissa Nadler // Melaena Cadiz // Vashti Bunyan // Judee Sill

VÖ: 26.07.2013

Gibt es etwas, das diese Frau nicht kann? Wer hat denn schon eine derart makellose Diskographie wie Alela Diane? Ein fantastisches Debütalbum, ein Zweitwerk, das alle Erwartungen erfüllen konnte, dann mit ihrer Band The Wild Divine ein Folk-Rock-Album, das selbstbewusst Dianes musikalischen Schwerpunkt verschob und zeigte, wie vielseitig die Musikerin aus Nevada City sein kann. Sollte all dies noch nicht Grund genug sein, Alela Diane als eine der wichtigsten Vertreterinnen des zu Beginn des Jahrtausends eingeläuteten Folk-Revivals anzusehen, so ist dies spätestens nun der Fall. Denn Alela Diane hat mit „About Farewell“ ein Album veröffentlicht, das einen nur staunen lassen kann. Denn „About Farewell“ ist wohl eines der erhabensten Trennungsalben, die es gibt.

Dass es vorbei ist mit The Wild Divine und dem 70er-Folk-Rock liegt an Dianes Trennung von ihrem Mann und Bandmitglied Tom Bevitori. Sowohl privat als auch musikalisch war auf einmal alles durcheinander geraten. Doch wie so oft war es die Musik, die Halt gab in diesen chaotischen Zeiten. Es war klar, dass es wie bisher nicht weitergehen konnte. Aber natürlich musste es weitergehen, also schrieb Alela Diane sich alles in Songform vom Herzen, und heraus kam dabei „About Farewell“, ein kluges und besonnenes Album, das weitaus mehr ist als Vergangenheitsbewältigung. Vielmehr nimmt Alela Diane die Trennung zum Anlass, das Thema des Abschiednehmens von vielen Seiten zu beleuchten. Sie beschreibt Erinnerungen, zitiert bruchstückhaft gemeinsam erlebte Momente und nimmt diese zum Anlass, die Fragen zu stellen, die sich in einer solchen Situation aufdrängen. Ist es wirklich das Beste, die Vergangenheit vergessen zu wollen? Wie kann man über den schmerzlichen Gedanken hinwegkommen, dass letztlich alles im Leben auf Abschied hinausläuft? Woher weiß man, wann die Zeit des Abschiednehmens kommen wird und wie schafft man es zu leben, ohne dass die Angst davor einen lähmt? Es sind kluge Gedanken, mit denen Alela Diane sich befasst, ganz ohne anklagende Untertöne anzunehmen.

Dabei ist „About Farewell“ jedoch keineswegs ein kühles und analytisches Werk. Der Schmerz, der dieses Album erfüllt, ist allseits präsent, egal wie selbstbeherrscht sich Alela Diane zeigt, um ihr Album auf keinen Fall in selbstmitleidigem Gejammer versinken zu lassen. Jeder Ton tut hier weh, ganz egal, wie sanft der brilliante Holcombe Waller Dianes Songs in ein zartes Streichergewand einbettet. Genau das macht „About Farewell“ zu einem so hervorragenden Album: dass es emotional und zugleich sehr gut durchdacht ist, und dass es schafft, ein Thema, zu dem es eigentlich nichts mehr zu sagen gibt, durch seine sehr persönliche Herangehensweise interessant zu machen. „About Farewell“ hat das Zeug, zum Klassiker seines Genres zu werden, doch das wird sich wohl erst im Laufe der Jahre zeigen. Fest steht jedoch jetzt schon: auch diese Disziplin hat Alela Diane mit Bravour gemeistert.

Kilian Braungart

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