Interview

Arthur Beatrice


Arthur Beatrice bereisen derzeit die Welt, um ihr Debütalbum "Working Out" zu promoten. Trotz Tourstress haben sich die vier Briten mit uns auf ein Gespräch getroffen, in dem wir die Newcomer mal etwas genauer kennenlernen durften. Und dabei stellte sich die Frage: Wer sind eigentlich Arthur Beatrice? Und wer ist Beatrice Arthur?

In einem durchgestylten Raum im Kreuzberger Meininger Hotel stehen Elliot, Orlando, Hamish und Ella – siehe Foto, von links nach rechts – und unterschreiben diverse Kopien von "Working Out". Stolz berichten sie von den Unmengen, die sie bereits signiert haben. Für mich legen sie die Stifte nieder und setzen sich, das Interview kann also losgehen.

Zunächst mal eine ziemlich offensichtliche Frage: Warum nennt ihr euch "Arthur Beatrice"?

Elliot: Wir haben uns diesen Namen vor langer Zeit überlegt. Lange bevor wir überhaupt von der Schauspielerin Beatrice Arthur gehört haben. Dahinter stand einfach die Idee, einen männlichen und einen weiblichen Vornamen zu verwenden, A und B, zwei Seiten, zwei Personen, die zusammen etwas viel Interessanteres darstellen als die einzelnen Teile. Ohne "Golden Girls" jemals gesehen zu haben, britisch und jung wie wir waren, haben wir die Anziehungskraft von Beatrice Arthur und ihrer Schauspielkarriere gar nicht verstanden. Es fühlt sich geradezu etwas verflucht an, aber wir teilen das natürlich gerne.

Also werdet ihr das oft gefragt?

Elliot: Ja, JA! (lachen)

Es gibt so viele Versuche, eure Musik zu beschreiben oder zu kategorisieren. Wie beschreibt ihr euren Sound selber am liebsten?

Ella: Ich denke, es ist einfach traditionelle Popmusik. Wir möchten es am liebsten Popmusik nennen. Popmusik hat heutzutage einen schlechten Ruf durch Miley Cyrus, Katy Perry und andere. Aber es ist Popmusik im Sinne von David Bowie, Musik der Achtziger, traditioneller Pop. Popbands wie Fleetwood Mac. Traditionell geschriebene Popsongs.

Das war eine unerwartete Antwort.

Orlando: Wieso? Was hättest du erwartet?

Ich weiß nicht, etwas in Richtung Indie, Indie-Pop – Eure Wikipedia-Seite sagt "Indie-Rock".

Ella: Oh ja, die haben wir nicht erstellt. (lachen)

Aber was unterscheidet euch denn von Indie-Rock-Bands?

Orlando: Indie-Rock wird mit schnellen, klirrenden Gitarren in Verbindung gebracht. Mit schnellen Rhythmen. Und wir sind in vielerlei Hinsicht anders. Wir sind viel näher an dem traditionell geschriebenen Pop der Achtziger und Neunziger als irgendwas mit "Indie" heutzutage.

Ihr habt gerade eure musikalischen Vorbilder angesprochen. Wer oder was genau inspiriert euch, wer oder was sind eure Einflüsse?

Ella: Ich denke, es ist schwer, spezifische Einflüsse auszumachen, weil jeder von uns von anderer Musik beeinflusst wurde. Elliot interessiert sich besonders für Jazz und Dance, Orlando liebt Klassik, für Hamish ist es R’n’B und für mich ist es Soul. Also denke ich, alle unsere Einflüsse kommen zusammen. Aber wir haben alle einfach viel diese typischen Popkünstler gehört wie David Bowie, Talking Heads, Talk Talk, Fleetwood Mac und The Smiths. Aber die Einflüsse sind so weit gefächert und so verschieden, dass es schwierig ist, es auf einige wenige zu reduzieren.

Dann würde mich aber jetzt mal interessieren, wie ihr das dann umsetzt. Wie schreibt ihr eure Songs?

Hamish: Meistens haben wir keinen festen Arbeitsablauf, aber oft kommen die Melodien und Akkorde von mir und Orlando und wir machen das einfach zu Hause, manchmal aber auch zusammen. Dann bringen wir die Ideen zu den anderen und passen es so an, dass es sich für jeden richtig anfühlt. Dann schreibt Elliot den Text zu der Melodie, die wir uns überlegt haben und dann wird Ella in den letzten Schritten einbezogen, um sicherzustellen, dass es auch zu ihrer Stimme passt und selbstverständlich äußert auch sie ihre Meinung, wie sie zu dem Song steht. Wir beenden einen Song immer gemeinsam, wir wollen am Ende alles immer gemeinsam machen. Aber die Ideen entstehen aus den unterschiedlichen Perspektiven der Band heraus.

Und wie genau war das bei eurer aktuellen Single "Midland"?

Orlando: Das ist einer unserer ältesten Songs. Es ist, glaube ich, schon drei Jahre her, dass wir ihn geschrieben haben. Es war das erste Mal, dass wir einen Song gemeinsam gehört haben und eine Vorstellung bekamen, wie ein Album klingen könnte. Ich denke, bis zu diesem Punkt haben wir Musik gemacht, die nicht wirklich miteinander kommuniziert hat. Es fühlte sich nicht an, als würde alles in die gleiche Richtung gehen. Aber auf diesen Song waren wir sehr fixiert und wir dachten uns: "Das fühlt sich an wie etwas, das wir machen wollen." Also ist es ein sehr besonderer Song, weil er sich anfühlt wie der Start des Ganzen. Aber der Song ist auch interessant, weil es das erste Mal war, dass ich bei einem Song die Stimmmelodie vor den Akkorden geschrieben habe, was ich nie tue. Ich glaube, wir haben das nie wieder gemacht. Also ist es auch ein ungewöhnlicher Song.

Also bist du verantwortlich für diese super eingängige Melodie "I never move, I never move..."?

Orlando: Ich denke doch! (lachen)

Das ist verrückt, weil ich immer anfangen muss zu tanzen, wenn ich das höre.

Elliot: Erst war dieser Teil viel langsamer. Das ist also mein Verdienst (lacht). Ich habe gesagt: "Das muss schneller sein!" Und so haben wir es schneller gemacht.

Orlando: Ja, dafür ist ER verantwortlich! Er ist verantwortlich dafür, dass du tanzt. (lachen)

Großartig, danke! Noch eine Frage zu "Midland". Wie ihr vielleicht festgestellt habt, bin ich ganz fasziniert von dem Song. Warum heißt er "Midland"? Ich meine, ich habe ihn mir sehr oft angehört, aber konnte keine eindeutige Erklärung finden!

Elliot: Der Song handelt davon, weiter machen zu wollen und weiterzukommen. Das kann sich auf das Erwachsenwerden, eine Beziehung oder auch deine Arbeit beziehen, da der Song grundsätzlich davon handelt, sich belanglos zu fühlen und sich eine Veränderung herbei zu sehnen.

Das passt ja auch perfekt zu eurem Albumtitel "Working Out". Wieso habt ihr es so genannt?

Elliot: Ja, als wir zurückgeblickt haben auf all die Songs und vor allem deren Texte, so schienen sie alle diese Zeit in deinem Leben zu beschreiben, in denen du Dinge einfach ausarbeiten musst. Diese Prozesse... ich denke, "Prozesse" ist das beste Wort, um zu beschreiben, wovon all die Songs handeln. Also egal, wie man die Songs interpretiert, sie handeln immer davon, Entscheidungen zu treffen.

Und was habt ihr in der nächsten Zeit vor, was möchtet ihr ausarbeiten?

Orlando: Unser Ziel ist es, so viel zu touren wie möglich. Im März geht es nach Amerika, was besonders aufregend ist, weil wir dort noch nie aufgetreten sind. Dann geht es direkt zurück nach Europa für mehr Shows hier und in Frankreich usw, aber sonst ist es schwer zu sagen, was passieren wird. Gerade sind wir einfach nur glücklich, jetzt unser Album zu veröffentlichen und zu schauen, was damit passiert.

Dann muss ich dazu jetzt noch eine persönliche Frage stellen: Wie schafft ihr es denn bitte so lange zu touren und unterwegs zu sein ohne... ja, ohne euch gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.

Ella: Ich weiß es nicht (lachen). Wir sind seit ca. zehn Jahren befreundet, also wissen wir miteinander umzugehen. Ich denke, wir haben gelernt, was den anderen aufregt, was manchmal auch sehr witzig sein kann. Aber ich glaube, es liegt wirklich daran, dass wir uns so gut kennen. Wir kommen tatsächlich sehr gut miteinander aus, wenn wir touren.

Orlando: Ich würde aber sagen, das solltest du uns besser in einem Jahr nochmal fragen, nachdem wir noch mehr unterwegs waren (lacht).

Vor mir aus gerne! Vielen Dank für das Interview.

Jonas Gödde

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Rezension zu "Keeping The Peace" (2016)
Rezension zu "Working Out" (2014)

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