Rezension

The Dead Weather

Horehound


Highlights: 60 Feet Tall // Treat Me Like Your Mother // Three Birds
Genre: Bluesrock
Sounds Like: The White Stripes // Led Zeppelin // Beastie Boys // PJ Harvey // Queens Of The Stone Age // Blues Explosion

VÖ: 10.07.2009

Wie klingt es, wenn Jack White etwas Neues versucht und sich selbst auf einen Raconteurs-Basser (Jack Lawrence), einen Queens-Of-The-Stone-Age-Multi-Instrumentalisten (Dan Fertita, Gitarre) und die Stimme von The Kills (Alison Mosshart) treffen lässt? Bluesig, rockig und rumpelig. Also genau so, als träfen White Stripes auf Kills auf QOTSA auf Raconteurs, oder eben wie wenn Led Zeppelin mit The Doors, Rage Against The Machine und MC5 kooperierten. Am Ende des Tages also doch nur wie die White Stripes? Ja. Mehr oder weniger. Mehr in Nummern wie „Rocking Horse“ oder „So Far From Your Weapon“, weniger in den großen Momenten wie „60 Feet Tall“, „Treat Me Like Your Mother“ oder „Three Birds“. Aber selbst wenn Jack White als Mastermind seine persönlichen Vorlieben für Led Zep und MC5 vollkommen auslebt, erklingt „Horehound“ roher, lauter, unkommerzieller, als es die White Stripes im Durchschnitt sind.

Die Eröffnung „60 Feet Tall“ verspricht Großes. Spannungsgeladen, voller verstörender Winkelzüge der vier Beteiligten und ihrer Instrumente zieht es den Hörer in eine schwüle, eine sumpfige Atmosphäre. Aus einem Südstaatenblues schlüpft ein Song, der sich zwischen vollkommener Stille und ausbrechendem Lärm hin und her bewegt und fesselt. Ähnlich treten Dead Weather im Bob-Dylan-Cover „New Pony“ an, und auch „No Hassle Night“ besticht in solch gewitterschwangerer Stimmung. Dagegen fällt bereits die erste Single „Hang You From The Heavens“ deutlich ab. Zwar durchaus interessant und voll hitzig staubiger Energie, klingt es doch deutlich nach Jack Whites Liebe für 70er-Jahre-Rock. Die zweite Single „Treat Me Like Your Mother“ wiederum rechtfertigt alle Hoffnung, die „60 Feet Tall“ weckt. Ein kakophonisches Funk-Rock-Ungetüm, das die Rage-Against-The-Machine-Referenz zu Beginn dieses Textes verantwortet, das aber vor allem in seiner lärmenden Perfektion vom scheinbar gegeneinander gerichteten Spiel der Instrumente lebt. Jack White gegen Alison Mosshart am Mikro, Schlagzeug gegen Gitarre, Orgel gegen den Bass, der den inneren Halt dieses chaotischen Funks sichert. Die Orgel und der Funk finden sich auch in „I Cut Like A Buffalo“, das ansonsten mit Whites verzerrtem Gesang eher als nervige Mischung aus Led Zep und Doors daherkommt. Dafür entschädigt glücklicherweise das instrumentale „Three Birds“ als bluesig-verschleppte Untermalung eines – vermutlich recht blutigen – Road-Movies.

Schmutzig, roh, instrumental virtuos, stimmlich mitreißend. Zwischen Wüste und Mississippi-Delta präsentieren „The Dead Weather“ ein kraftvolles, ein spannendes, aber im Kern doch eher herkömmliches Werk.

Oliver Bothe

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