Rezension

Zola Jesus

Okovi


Highlights: Veka // Exhumed
Genre: Pathospop // Monumentaler Elektro
Sounds Like: Chelsea Wolfe // Fever Ray // Soap & Skin // Dillon // Esben & The Witch

VÖ: 08.09.2017

Brücken schlagen, Fesseln lösen, Unterschiedliches verbinden: So altbacken die Sprichwörter sind, beschreiben sie doch das, was wir von Nika Roza Danilova mitbekommen, perfekt. In den USA geboren, aber mit slavischem Familienhintergrund, verarbeitet sie diese beiden Pole in ihrem Schaffen. „Okovi“ heißt ihr neuestes Album, „Fesseln“ bedeutet dies und von diesen scheint sich Danilova, die als Zola Jesus auftritt, nun gelöst zu haben. Ihr mittlerweile fünftes Album ist eine Art Essenz ihres Schaffens. Es fasst zusammen was die vier Vorgänger ausmachten und ihren Stil ausmacht – fügt jedoch einiges neues hinzu. Da ist einerseits der pathetische, zu Übertriebenheit neigende Gesang, andererseits düstere Keyboardflächen, Streicher und ein Hauch Pop. War „Taiga“, der Vorgänger, eine deutliche Hinwendung zu letzterem, schlägt „Okovi“ wieder mehr in eine andere Kerbe: Es dominiert der Sound von „Stridulum II“ und „Conatus“.

Neu hinzugekommen, beziehungsweise stärker im Vordergrund steht der Bombast. „Exhumed“ ist dafür das beste Beispiel: Flirrende, nervöse Streicher, ein elegischer Gesangseinstieg, ehe ein Stampfbeat erstmal ein Zeichen setzt. Woodkid lässt grüßen – Zola Jesus schafft hier das perfekte, weibliche Gegenstück zu „The Golden Age“. Wie eben jener sorgt Danilova auch immer für den Moment, der verhindert, dass der Pathos zu sehr abgleitet und es kitschig wird. Bisweilen hört man einige leiernde Wackler im Gesang, die aber an anderer Stelle stark ausgebügelt werden, etwa in „Soak“, dessen Refrain das Blut in den Adern gefrieren lässt. Allgemein strahlt „Okovi“, wie die bisherigen Veröffentlichungen auch, eine sehr kalte, unwirtliche Atmosphäre aus.

Den überragenden Moment liefert dabei „Veka“, in dem zunächst Noise-Industrial-Geräusch-Kulissen das Bild bestimmen, ehe sich monotonen Schrittes langsam eine Struktur entwickelt, bis sich ein beachtlicher Dancefloorbeat in den Weg stellt. Einmal dort angekommen, wünscht man sich, dass dieser nicht mehr verschwindet und Danilova noch etwas mehr Zeit auf diesem Parforceritt verbringt, als „nur“ fünf Minuten. Spätestens an diesem Punkt ist klar: „Okovi“ ist ihr bislang dichtestes, bestes Album.

Klaus Porst

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"Exhumed"

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