Rezension

Zoey Van Goey

The Cage Was Unlocked All Along


Highlights: We Don't Have That Kind Of Bread // We All Hid In Basements // Two White Ghosts // Foxtrot Vandals
Genre: Indiepop
Sounds Like: Tunng // Rilo Kiley // Belle & Sebastian // The Delgados

VÖ: 16.10.2009

Zoey van Goey klingt doch einfach niedlich, oder? Womit man gar nicht so schlecht liegt, wenn man die Musik der Band, die diesen Namen trägt, beschrieben will. Was sich anhört wie ein putziger Kinderreim oder die neueste Kariesbombe ist allerdings keine Wortschöpfung, sondern der Name einer New Yorker Street-Art-Künstlerin, die in den Achtzigern in unsere damals noch geteilte Hauptstadt zog und dort durch ihre Liaison mit Wim Wenders bekannt wurde. Warum sich die Band ausgerechnet nach ihr benannt hat, ist bisher unbekannt.

2006 traf Drummer Matt Brennan in Glasgow auf John McCarthy und seine Freundin Kim Moore. Zoey van Goey war im Handumdrehen gegründet, ein Jahr später erschien mit „Foxtrot Vandals“ der erste Hit, produziert von Stuart Murdoch (Belle and Sebastian). In der folgenden Zeit spielte die Band so ziemlich auf jedem schottischen Festival und arbeitete nebenbei in aller Ruhe an dem ersten Album. Die Band arbeitete bis 2009 daran und irgendwie kann man diese Unaufgeregtheit in jeder der 33 Minuten von „The Cage Was Unlocked All Along“ spüren.

„The Cage Was Unlocked All Along“ ist ein Album, mit dem man sich wunderbar unter der Bettdecke verkriechen kann. Charmante, verträumte Melodien verpackt in detailverliebten Arrangements gibt es in Hülle und Fülle, und so ziemlich alles, was an Musikinstrumenten nicht bei drei auf den Bäumen war, wird hier in dynamische Songs eingebaut, von der Violine über ein Banjo bis hin zu kleinen Glöckchen. Einmalig wird Zoey van Goey aber erst durch die bezaubernde Stimme Kim Moores, die so zerbrechlich klingt, dass man sie in Watte packen möchte. John McCarthy ist da eher für die tiefen Tonlagen zuständig und setzt Kim im Wechselgesang mit ihr perfekt in Szene. Das Paar erzählt viele schöne Geschichten mit Texten, die zwischen Romantik und Wortwitz pendeln. In „We All Hid In Basements“ werden die Weltuntergangsszenarien der Medienlandschaft auf die Schippe genommen und tolle Zitate wie dieses in den Raum geworfen: „We wanna vote for change, but we can not spot the diffence, so on the couch we pray to super mario for deliverance“. Die Bandbreite von Zoey van Goey zeigt sich in der Mitte des Albums am deutlichsten, wenn auf die tolle Ballade „Two White Ghosts“, die von einem Englisch unterrichtenden Pärchen in Japan berichtet, das tanzbare, schon fast rockige „Foxtrot Vandals“ folgt, beides völlig verschiedene Songs, die aber perfekt zueinander passen.

Man muss sich einen kleinen Ruck geben, um sich auf ein Album einzulassen, das so dermaßen zuckersüß ist. Hat man das geschafft, gibt es auf „The Cage Was Unlocked All Along“ reichlich zu entdecken und zu genießen.

Marcel Eike

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