Rezension
Young Rebel Set
Crocodile
Highlights: The Lash Of The Whip // Show Your Feathers And Run // Another Time, Another Place
Genre: Indiefolkrock
Sounds Like: Bruce Springsteen // Tom Petty & The Heartbreakers // Admiral Fallow // The Hold Steady
VÖ: 20.09.2013
Rund anderthalb Jahre ist es her, dass die Musikwelt von einer Welle erfasst wurde, die uns die Renaissance von Rauschebärten und Holzfällerhemden bescherte. Auf einmal war der Boss wieder in aller Munde und dank der vielen Bands, die ihm huldigten, auch in aller Ohren. Im Zuge der Springsteen-Mania sind auch Young Rebel Set nach Deutschland gespült worden. Wer gerne Texte mitgröhlt und dabei das Bierglas schwenkt, wurde bei den Jungs aus Stockton-On-Tees schnell fündig. Und die Freundin ging auch gerne mit zum Konzert, wegen „If I Was“ und dem schnuckeligen Akzent des Sängers.
Jetzt ist das zweite Album von Young Rebel Set herausgekommen. Es trägt den dämlichen Titel „Crocodile“ und zeugt von dem Reifungsprozess, den die Briten Jahren durchgemacht haben. Nachdem die Band in den letzten Jahren gefühlt ohne Pause durch alle Clubs der Republik tourte, ist sie mittlerweile auf fünf Personen geschrumpft. Auch seien sie jetzt nicht mehr die Typen, die sich jeden Abend auf der Bühne betrinken, lässt Sänger Matt Chipchase verlauten. Allen Befürchtungen zum Trotz hat sich dieses erwachsenere Auftreten aber nicht negativ auf die neuen Songs ausgewirkt. Im Songwriting sind weiterhin alle altbekannten Größen vertreten und dazu kommen neue Themen wie Selbstzweifel, das Übernehmen von Verantwortung und die plötzliche Erkenntnis, dass man in der Vergangenheit ein Arsch war. Das klingt tatsächlich nicht mehr nach den jungen, ungestümen Typen, die man für „Curse Our Love“ ins Herz geschlossen hatte. Das klingt nach gereiften jungen Männern.
Und es stimmt schon: die Hits sind weniger offensichtlich als beim Vorgänger, man muss einmal mehr hinhören, bis sich ein Lied wie „Show Your Feathers And Run“ im Kopf festsetzt. Dafür klingt das gesamte Album aber stimmig und wie aus einem Guss. Man merkt, dass die Lieder extra für "Crocodile" geschrieben wurden und nicht, wie beim Vorgänger, einfach das bisherige Repertoire auf CD gepresst wurde. Dabei sind dieses Mal vor allem die akustischen Stücke auf der Strecke geblieben. Keine Angst, Balladen und Herzschmerz gibt es immer noch, nur eben fetter instrumentiert und mit mehr Schmackes. Und so lange dabei noch so tolle Textzeilen wie „You Say This Mountain's Too High To Climb / Well I Say This Mountain's No Master Of Mine“ dabei herauskommen, macht das ja nichts. Und wenn es demnächst mehr Lieder so ganz ohne Akustikgitarre geben soll, dann kann man nur hoffen, dass sie so werden wie „Another Place, Another Time“. Es ist der erste Versuch, den Young Rebel Set ganz ohne den so treuen Begleiter unternehmen und rockt ganz gewaltig. Wenn die Zukunft des Quintetts so aussehen sollte, dann dürfen sie die Akustikgitarre auch gerne öfter mal in der Ecke stehen lassen.
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