Yesterday Shop gehören nicht zu den coolen Kids aus London, New York oder Berlin – sie haben ihre Heimat in Reutlingen. Urbanen Sound können sie trotzdem, man höre das selbstbetitelte Debüt „Yesterday Shop“.

Wundervoll vielfältig und schillernd kommen sie nämlich mit ihrer Platte an uns heran und mögen es sich einfach nicht so recht in der häufig für sie verwendeten Schublade „Indie-Pop“ bequem machen. Je nach Song präsentieren sich die fünf Jungs abgehoben funky, überelektrisiert, schwermütig und dabei stets das Singer-/Songwriterklischee auskleidend. Gekonnt wird hier mit kontrastierendem hell-dunkel/schnell-langsam/stillstehend-schwirrend gearbeitet, einfache Schalter, die Abwechslungsreichtum bedeuten.

Mitunter erinnert das an den Pomp Coldplays, an die Schwülstigkeit der Cary Brothers oder an blasse Schlieren der frühen Radiohead. Aus all dem schält die Band ihren eigenständigen Sound heraus, der vor allem durch pulvrige Leichtigkeit besticht und durch Reduktionen Weitflächigkeit schafft. Spannend ist der beinahe schon meditative Effekt, der durch die stetigen Wiederholungen der teils sehr kurzen Verse entsteht.

Etwas zu verkrampft gewollt erscheinen am Ende leider jedoch die Wahl der Songtitel und ihre Implikationen: Sprengsatznamen etwa zieren das Musikstück „Fat Man & Little Boy“, Albert Camus wird mit „Me & Meursalt“ aufs Podest gebeten und auch psychische Erkrankungen bleiben mit „Paris Syndrom“ nicht unerwähnt. Ja, gut, wir habens verstanden: Yesterday Shop machen sich Gedanken und sind verkopft! Wirklich notwendig ist dieser Anstrich gar nicht, ihre Musik nämlich hängt sich sofort an das Gefühl des Hörers und trägt ihn davon auf einer Welle aus Klang, Drum, Kleinigkeiten und Verspieltheiten.

Silvia Silko

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