Rezension

Yesterday Shop

Parodos


Highlights: Trees & Games // The Good Life // Parodos
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Boy & Bear // Coldplay // Elbow

VÖ: 09.05.2014

Deutsche Bands, die sich auf englischsprachiges Songwriting konzentrieren, sind einem auf den ersten Blick ja immer etwas suspekt und fast peinlich. Yesterday Shop aus Reutlingen haben 2012 allerdings schon die erste Hürde des Debütalbums mit Bravour genommen. Ihr selbstbetiteltes Album wurde von der Fachpresse wohlwollend aufgenommen und so ist die Skepsis bei ihrem zweiten Album irgendwo zwischen sehr gering und gar nicht mehr vorhanden.

Schon der erste Song „Two Beasts“ nimmt sich genügend Zeit, um die Absichten der Reutlinger zur verdeutlichen. Es dauert nicht lange, bis mit einer pointiert einsetzenden Klangexplosion der erste Höhepunkt der Platte erreicht wird. Nach dem opulenten Intro schließt die Video-Auskopplung „Trees & Games“ und damit die erste, sanfte Pop-Melodie an und offenbart das große Potenzial der Jungs von Yesterday Shop. Die Single bauscht sich zum Refrain hin ähnlich groß auf wie der Opener und spart nicht an Bombast. Auch auf der restlichen Platte wird die Spannung hochgehalten und nach und nach offenbaren sich präzise Melodien auf Piano und Gitarre, die direkter und eingängiger gar nicht sein könnten. Wenn Radiotauglichkeit für die Jungs ein Thema war, haben sie ihre Mission erfüllt.

Wer anhand eines Beispiels erklären müsste, was Indie-Pop nach 2000 eigentlich ist, der findet auf „Parados“ elf Stücke, die zwar auf den Spuren großer Shoegaze-Bands wandeln, dazwischen aber auch Balladen abliefern. Die sanfteren Stücke klingen nicht nur wegen der Stimme von Sänger Clemens Kluck nach früheren Coldplay-Sachen - Gottseidank nach den früheren Sachen, muss man dabei sagen.

Die Kritik, die man an der Platte äußern kann, wenn man denn wirklich möchte, lässt sich schnell zusammenfassen. Klar sind die Produktionen alle ein bisschen überrund und die Melodien sind genauso austauschbar wie schön. Da sich die Band ihrer Sache dabei offenbar aber absolut bewusst ist und gekonnt alle Unkenrufe ignoriert, fällt das alles nur dann ins Gewicht, wenn man unbedingt einen Makel finden möchte.

Yesterday Shop machen es dem Hörer auf ihrem Zweitling sehr einfach, zu vergessen, dass es sich hier um eine deutsche Band handelt, die sich nicht nur bewusst am Britpop der Nullerjahre orientiert, sondern diesen auch noch nachahmt. Das mag alles nicht neu sein, frisch klingt es irgendwie trotzdem und durch die kurze Spielzeit von knapp über einer halben Stunde verkommt keiner der Songs zu bloßem Füllmaterial. Am Ende steht in jedem Falle die Gewissheit – was die Briten oder die Amerikaner können, können wir schon lange. Peinlich war gestern.

Arne Lehrke

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