Rezension

Xavier Rudd
Nanna
Highlights: Hanalei // Come People & Sacred // Nanna
Genre: Roots-Reggae
Sounds Like: Bob Marley
VÖ: 20.03.2015

Die Talente des Xavier Rudd sind kaum zu überschauen: Das Spielen unfassbar vieler Instrumente (gleichzeitig!) machte ihn Anfang des letzten Jahrzehnts zum Geheimtipp. Großartiges Songwriting ließ ihn dann in Australien zum Star werden. Sein Engagement für diverse Projekte zwischen Menschenrechten und Umweltschutz trug er schon früh in die Songtexte und zu allem Überfluss sieht er auch noch aus wie ein Model.
Mit "Nanna" legt Xavier Rudd nun sein achtes Studioalbum vor und stößt auf die ewige Diskrepanz zwischen der Erwartungshaltung der Anhängerschaft und dem kreativem Anspruch des Künstlers. Viele mögen den erdigen Rock oder hittauglichen Singer/Songwriter-Folk vergangener Alben herbeisehnen. Doch zum Glück macht Xavier Rudd, was er will, und fügt sich weder dem Business- noch dem Publikumsdiktat. Für "Nanna" hat er sich nun mit "The United Nations" erstmals eine ausgewachsene Reggae-Band zusammengestellt und zelebriert das Genre mit aller Konsequenz.
Besonders schockierend ist diese Wandlung für Kenner natürlich nicht, hat Herr Rudd doch auch in der Vergangenheit immer wieder mit dem Offbeat geliebäugelt. Doch nie war eine seiner Platten so sehr vom Reggae durchzogen wie "Nanna". Didgeridoo und Slidegitarre, einstige Markenzeichen, wurden weitgehend verbannt. An ihre Stelle sind Backgroundsängerinnen, Flöten und Trompeten getreten. Allesamt wundervoll – allesamt ungewohnt in Rudds Kosmos.
Natürlich hat Xavier Rudd ein Händchen für Wahnsinnssongs: Besonders "Hanalei" sowie das Duo aus "Come People" und "Sacred" bleiben hängen, doch hier und da scheint die Platte vom engen Korsett der Reggae-Regularien gehemmt zu sein. Weite Teile von "Nanna" sind deutlich spannender als das Meiste, was sich heute sonst noch im Reggae tut, sein Potential kann Xavier Rudd dennoch nicht voll entfalten. Ausgerechnet der Titelsong "Nanna", für sich genommen einer der stärksten Tracks des Albums, klingt minutenlang wie eine Neuauflage seines eigenen Werks "Spirit Bird" vom gleichnamigen 2012er-Album. Da scheinen ihm ganz einfach die Akkorde ausgegangen zu sein.
Vieles wirkt, als hätte Xavier Rudd unbedingt mal was Neues machen wollen, ohne Rücksicht auf Verluste. Nichtsdestotrotz handelt es sich hier um ein gewohnt gutes, spirituelles, idealistisches und sensationell klingendes Album – nur eben nicht sein bestes.
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