Rezension
Weezer
Weezer (White Album)
Highlights: L.A. Girlz // Wind In Our Sail
Genre: Hichschool-Pop // Highschool-Rock
Sounds Like: Jimmy Eat World // Dr. Dog // Phantom Planet
VÖ: 01.04.2016
Rivers Cuomo ist der Godfather der unbeliebten Highschool-Kids und all derer, die sich zu genau dieser Sorte Mensch zählen – und das seit stolzen 22 Jahren. Cuomo ist mittlerweile Kult: Sein nicht altern wollendes Mid-Twenties-Gesicht, die Klamotten, die wir getragen haben, als wir neben den Halfpipes gesessen und den coolen Kids beim Skaten zugeschaut haben, die einfachen Riffs seiner Songs, die für eingefleischte Weezer-Fans am besten bis in alle Ewigkeit nur immer wieder Variationen des blauen Albums sein dürften.
Ganz so einfach hat er es uns aber nicht gemacht, der Rivers: Cuomo had turned, and left us here! „Pinkerton“ verstanden viele nicht, am Ende schrieb der Komponist selbst die Platte ab und ließ sogar verlauten, dass er sich schäme, sie jemals aufgenommen zu haben. Wir versöhnten uns wieder mit ihm, als wir in den Powerchords und Popmelodien des darauffolgenden grünen Albums zerflossen. Mittlerweile haben Weezer zehn Alben veröffentlicht und dabei in unregelmäßiger Intensität Fans verprellt, ratlos hinter sich gelassen und/oder vollkommen erfreut. Welches System hinter dem unterschiedlich ausfallenden Songwriting steckt, weiß wohl nur Rivers selbst.
Das allerneueste, weiße Album gehört eindeutig zu der Sorte, die jedem Weezer-Lover die Freudentränchen in die Augen treibt. Denn nicht nur die Mini-Grungehommage in den Anfangspicks von „Summer Elaine And Drunk Dori“ flirten mit den beliebten Klängen der frühen Weezer-Jungs, schon der Opener kommt mit faltenloser Leichtigkeit daher, bedient dabei die ambitioniert quietschenden E-Gitarren, haut weitflächige Popmelodien raus und bleibt dabei so herrlich ironisch, dass es vor Freude im Bauch kribbelt wie damals beim ersten Kuss in der Dorfdisko.
Und während wir Rivers über Krishna, die Kurven kalifornischer Mädchen und Touristen-Läden im Sommer lamentieren hören, dämmert es uns plötzlich: Ist das weiße Album womöglich der uneheliche Sohn einer animalischen Liaison zwischen Grunge, Musical-Pop und Fun-Punk? Der Spross, an den keiner mehr geglaubt hat, der aber nun umso stärker überrascht, scheint er doch das Beste aus dem Gene-Pool gefischt zu haben. Möglich ist es. Wenn Weezer, nach all den musikalischen Achterbahnfahrten, ein solches Album auf den Markt werfen können, dann ist alles möglich. Denn plötzlich ist es so wie damals, als wir uns noch vorgestellt haben, wie Rivers und seine Mitstreiter in der Garage abhingen und ihren kaputten Sweater besungen haben. Nur eben neu und ein Viertelahrhundert später.
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