Rezension
Vessels
Dilate
Highlights: Vertical // As You Are // On Monos
Genre: Elektro
Sounds Like: Jon Hopkins // Four Tet // Pantha Du Prince
VÖ: 27.02.2015
Dass eine Rockband einen radikalen Stilwechsel hin zu elektronischer Musik durchführt, ist nicht unbedingt neu. Primal Scream haben das in ihrer langen Karriere gleich mehrfach probiert, mit großem Erfolg. Und was aus der einstigen Britrock-Band Radiohead soundtechnisch wurde, darüber brauchen wir keine weiteren Worte verlieren. So konsequent den Cut zu setzen, wie das allerdings die Vessels mit ihrem dritten Album „Dilate“ tun, ist nicht nur gewagt und mutig, sondern setzt auch einen triftigen Grund voraus.
Der wiederum ist eigentlich ganz simpel: Statt ihr Publikum weiter mit vertrackten Postrock-Rhythmen zu beanspruchen, hatten die Vessels lieber Bock auf Party. Tanzbar sollte das neue Album werden, um in Zukunft die harten Konzertbühnen zu vibrierenden Dancefloors zu machen. „Dilate“ erfüllt diesen neuen Anspruch hervorragend und kommt dabei auch noch äußerst vielschichtig daher. Die Band aus Leeds beschränkt sich mit ihrem Debüt in elektronischen Gefilden nicht auf eine bestimmte Richtung, sondern lotet das Genre voll aus.
Es ist daher auch kein Wunder, dass die Referenzen beim Hören von „Dilate“ nur so an einem vorbeifliegen. Das geht gleich beim fantastischen Opener „Vertical“ los, der ganz viel „Open Eye Signal“ von Jon Hopkins getankt hat. Auch die Klanglandschaften eines Pantha Du Prince („Elliptic“) und vor allen Dingen der organische Sound von Four Tet („On Monos“, „On Your Own Toes“) schimmern immer wieder durch. Ja, es gibt so einige Namen, die da immer wieder im Raum schweben.
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob so viele Patenschaften einem Album wirklich gut tun oder dadurch nicht eher der Eindruck einer Best-Of-Hommage an die elektronischen Schwergewichte entsteht. Da die Vessels es aber geschickt verstehen, ihre musikalische Vergangenheit als zusätzliches Element ins Spiel zu bringen, kann der Vorwurf auch schon wieder ad acta gelegt werden. Es sind die selbst eingespielten Drumparts und die an Postrock erinnernden breiten Klangflächen, die den Songs einen besonderen Touch verleihen und somit „Dilate“ letztendlich zu einem ganz eigenständigen Hörerlebnis machen. Das Experiment ist somit geglückt und für die nächste Party stehen alle Zeichen auf Grün.
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