Rezension

Ulver

The Assassination Of Julius Caesar


Highlights: Rolling Stone // So Falls The World // Coming Home
Genre: Synthiepop // Elektropop
Sounds Like: Depeche Mode // LCD Soundsystem // Human League // Gary Numan // Nine Inch Nails

VÖ: 07.04.2017

Das Schöne an Ulver ist: Sie dürfen nicht nur sowieso alles, sondern können auch alles. Ihre Wandlungsfähigkeit haben sie seit eh und je mit fortwährenden Genrewechseln unter Beweis gestellt. Überraschend ist „The Assassination Of Julius Caesar“ dann aber doch. Liest man sich die Informationen rund um die Veröffentlichung durch – eine Art Konzept ist die wilde Zeitreise zwischen neuzeitlichen Ikonen wie Lady Di oder eben Attentaten wie auf den Papst Johannes Paul II und natürlich dem alten Rom. „The Colossus Stand And So Shall Rome// The Colossus Fall And So Shall Rome“, so verweist “So Falls The World” wohl auf die Statue des Nero. Zu all dem würde natürlich der ausufernde Progressive-, Kraut-, Jazzrock der letzten Ulverphasen passen oder wenigstens der Filmmusikstil einiger Veröffentlichungen. Auch eine Rückkehr zum frühen Metal scheint thematisch vorstellbar. Aber nein.

„The Assassination Of Julius Caesar“ ist Synthiepop. Schwer zwar, durchaus auch ausladend und progressiv, jedoch kommt man nicht umhin, die Querverweise zu diesem Album in den 1980er Jahren zu suchen und auch zu finden. Gerade die drei- bis vierminütigen Stücke „Nemoralia“, „Southern Gothic“ oder „Transverberation“ haben den Pop im Blut und Depeche Mode, Gary Numan und Human League als Vorbilder. Überraschend dabei, wie spielerisch leicht es den Norwegern dabei fällt, in diesem Sound ein solches Album zu verpacken. Erstaunlich auch, wie sehr die Stimme von Kristoffer Rygg in der Lage ist, den weichen Popsound zu adaptieren.

Falls es den Stil "Synthieprog" nicht schon gibt, haben Ulver diesen übrigens mit den knapp zehn Minuten von „Rolling Stone“ mal eben erfunden. Irgendwo zwischen LCD Soundsystem und cheesy Popappeal samt weiblichen Backgrounds bahnt sich hier ein Koloss seinen Weg, obwohl dieser erst in „So Fall the World“ thematisiert wird. Dieses ist eine schwermütige Pathosballade, ein Schlachtengemälde vor dem untergehenden Rom. Übertroffen wird dies nur noch von „Coming Home“, welches Nine Inch Nails den Groove zurückbringen könnte und mit den schrägen, atmosphärischen Jazzspielereien des späten David Bowie verknüpft. Besser geht es nicht.

Klaus Porst

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"Nemoralia"

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