Rezension

Times New Viking

Dancer Equired


Highlights: No Room To Live // Downtown Eastern Bloc // Fuck Her Tears
Genre: Lo-Fi // 90s Indie Rock
Sounds Like: The Clean // Guided By Voices // Eat Skull

VÖ: 29.04.2011

Times New Viking waren zum ersten Mal im Studio. Während man nun bei jeder herkömmlichen Band auf die Einspielung des Debütalbums schließen würde, veröffentlicht die Band aus Denton, Ohio, mit „Dancer Equired“ bereits ihr fünftes Album. Ob der Wechsel von Matador zu Merge für diesen Sinneswandel verantwortlich ist, bleibt undurchsichtig. Sicher ist jedoch, dass kommerzielle Ambitionen kaum eine Rolle spielen dürften: TNV bleiben trotz dieser Öffnung ihres DIY-Mikrokosmos immer noch zu holprig, um Tanzböden beben zu lassen.

Egal ob in rumpelnden Kelleraufnahmen oder Studio-Blitzkriegen, am Stil der Band hat sich kaum was geändert: Auch auf „Dancer Equired“ bilden die Eckpfeiler des TNV-Universums weiterhin Frühneunziger-Indie-Rock und insbesondere Guided By Voices, Lo-Fi und eine quietschende „The Clean“-Gedächtnisorgel. Alles möglichst windschief eingespielt und dadurch umso charmanter. Leider führen TNV ihre Entwicklung seit „Born Again Revisited“ fort und drosseln weiter das Tempo ihrer Songs. Das ist schade, weil besonders die schnelleren Poppunk-Songs der frühen Veröffentlichungen echte Ohrwürmer waren. Außerdem versinkt dadurch ein Großteil des Albums in einem undifferenzierbaren Mid-Tempo-Sumpf. „Dancer Equired“ leidet dadurch an der gleichen Krankheit, die auch schon „Born Again Revisited“ ausmachte: Echte Hits fehlen.

Sicher, die Single „No Room To Live“ ist ein toller Jangle-Pop-Song, welcher darüber hinaus noch ein wundervolles, handgezeichnetes Musikvideo spendiert bekam, doch lebensverändernd ist dieses verhuschte Liedchen nicht. Auch das melancholische „Downtown Eastern Bloc“ ist gut, ohne jedoch Begeisterungsstürme auszulösen. Gegen Ende des Albums merken TNV dann wohl selbst, dass „Dancer Equired“ mehr Aufregung braucht. Hier zünden endlich einige Songs: Das aggressive „Fuck Her Tears“ hätte auch auf „Present The Paisley Reich“ gepasst, während „Want To Exist“ die Obsession der Band mit Yo La Tengo fortführt und deren Melancholie perfekt einfängt.

So findet man das Album dann auch nach 31 Minuten Spielzeit vollkommen in Ordnung, bloß fehlen mittlerweile die ehrliche Spannung und der Aha-Effekt beim Anhören eines weiteren unterproduzierten und dilettantischen Albums. Obwohl TNV diese Spielart mit ihren frühen Siltbreeze-Veröffentlichungen reanimiert haben und wie No Age oder Wavves nun eine erste Öffnung des eigenen Klangkosmos gewagt haben, stagniert die Band auf „Dancer Equired“. Die größte Leistung von TNV bleibt also weiterhin der Beweis, dass selbst der unmusikalischste Stümper mit der richtigen Attitüde Karriere machen kann. Dafür einen Sympathiepunkt.

Yves Weber

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