Rezension

Times New Viking

Born Again Revisited


Highlights: Move To California // Martin Luther King Day // No Time, No Hope // These Days
Genre: Lo-Fi // Indie-Rock // Post-Punk
Sounds Like: No Age // Eat Skull // Psychedelic Horseshit

VÖ: 18.09.2009

Wer Times New Viking vorher schon gehört hat, wird es kaum glauben, aber der Sound ist tatsächlich geringfügig besser als auf den Vorgängern. Nach wie vor scheppert und kracht es an allen Ecken und Enden, aber zumindest klingt es nicht mehr so als wären die Songs auf einem Anrufbeantworter aufgenommen und dann auf einem kaputten Taschenradio abgespielt worden. Alles ist nicht mehr ganz so höhenlastig und auch die Vocals sind größtenteils etwas weniger übersteuert. Auch wenn diese Veränderungen eher im marginalen Bereich sind, tut es den Songs definitiv gut. Zumindest gibt es im Gegensatz zu "Rip It Off" und "Present The Paisley Reich" keine Momente mehr, in denen man denkt: "Super Song, aber könnte es nicht ETWAS hörbarer sein".

Was die Musik selbst betrifft, bleibt das Trio aus Columbus sich weitestgehend treu: Lo-Fi Indie mit Punk-Kante und meist mit poppigen Melodien unter dem Lärmteppich. Schlagzeuger Adam Elliott und Keyboarderin Beth Murphy teilen sich weiterhin die Vocals, mal abwechselnd, mal gleichzeitig. Was Pop betrifft, liegt die Betonung allerdings auf "meist", denn auf "Born Again Revisited" gibt es auch reine Lärmbrocken wie "I Smell Bubblegum" bei denen von Melodie keine Rede sein kann. Allgemein klingt die Band düsterer und pessimistischer als zuvor. Waren die Vorgänger trotz allen Krachs stets von einer positiven Stimmung beherrscht, klingen TNV hier deutlich melancholischer. Konnte man Songs wie "My Head" oder "Little Amps" noch getrost als Lo-Fi Party-Songs bezeichnen, klingt "Born Again Revisited" eher wie der Soundtrack zu einem tristen Großstadt-Winter. Gleich der Opener "Martin Luther King Day", mit seinem abgehackten, Post-Punkigem Gitarrenriff macht dies deutlich. Neben dem Opener ist vor allem "Move to California", mit seinem melancholischen Refrain, ein absolut großartiger Song. Programmatisch für die (Ver-)Stimmung kann dabei "No Time, No Hope" gelten, ein weiteres Highlight des Albums und zugleich eine Abwandlung ihres Paisley-Reich-Titels "New Times, New Hope".

Auch wenn die genannten Songs oder auch das Simple "These Days" sicherlich zum Besten zählen, was Times New Viking bis dato aufgenommen haben, bleibt "Born Again Revisited" insgesamt etwas hinter ihren anderen Alben zurück. Das liegt schlicht und einfach daran, dass die meisten der Songs dazwischen zwar nicht schlecht sind, aber unspektakulär und mit geringem Wiedererkennungswert (Ausnahme vielleicht noch der 90 Sekunden kurze Art-Punk von "Little World").

Nichtsdestotrotz gibt auch dieses Album die Gewissheit, dass TNV verdientermaßen eine der angesagtesten Bands des Lo-Fi-Hypes sind. Sie waren auch eine der ersten Bands, die diesem Sound wieder etwas ins Rampenlicht verholfen haben, und die meisten anderen Weggefährten müssen noch beweisen, dass sie zu solch vier starken Alben in der Lage sind. Times Viking haben dies hiermit getan.

Christoph Diepes

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