Man kann sich gut vorstellen, dass es im Winter schwierig ist, im Norden Amerikas noch eine freie Hütte zu finden. Allesamt scheinen sie von introvertierten Folkmusikern belagert zu sein, die an ihrem kommenden Album arbeiten. Es ist also durchaus möglich, dass auch Tim Kasher im letzten Jahr durch den Schnee stapfte, an diverse Türen klopfte und von anderen bärtigen Musikern verjagt wurde, die die Hütte bereits für sich in Anspruch genommen haben. Aber irgendwann muss auch er fündig geworden sein, denn mit „The Game Of Monogamy“ erscheint dieser Tage das Soloalbum von Tim Kasher, Frontmann der Saddle-Creek-Bands Cursive und The Good Life. Geschrieben und aufgenommen im verschneiten Montana.

Hört man das Album, hat man eine recht gesellige Hütte vor Augen, spielen doch Streicher, Harfen, Flöten und Posaunen auf. Teilweise so überbordend und allesamt gleichzeitig, dass man meint, gleich purzeln alle Musiker samt Instrument übereinander. Dazu der raue Gesang Kashers, der sich überschlägt, der Musik hinterjagt und sie doch immer wieder einholt. Extrem poppige Stücke wie „I’m Afraid I’m Gonna Die Here” oder “Cold Love” wechseln sich mit ruhigeren, klassischen Folkeinlagen wie „Strays“ ab. Ein sehr emphatisches Werk, dessen Arrangements oft an Film- und Musicalscores erinnern und das auch die theatralischen und pompösen Momente nicht scheut.

„The Game Of Monogamy“ überträgt, wenn auch auf einem anderen Label veröffentlicht, dieses bestimmte Saddle-Creek-Gefühl, das man ja auch von Kashers Bands und Bright Eyes kennt. Sich in den Armen liegen, zuprosten, gemeinsam lachen und weinen. Das Leben feiern. Das Scheitern zelebrieren. Alle sind eingeladen. Tim Kasher sollte sich jetzt schon mal eine Hütte für den nächsten Winter mieten.

Florian Tomaszewski

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