Rezension
Thursday
A City By The Light Divided
Highlights: The Other Side Of The Crash // At This Velocity // Running From The Rain // The Lovesong Writer // Autumn Leaves Revisited
Genre: Post-
Sounds Like: Boy Sets Fire // At the Drive-In // Finch // Taking Back Sunday // Funeral For A Friend
VÖ: 14.07.2006
Da konnten es wohl ein paar Fans gar nicht mehr erwarten, klauten ganz dreist sechs der 15 Demos fuer “A City By The Light Divided” aus dem Aufnahmestudio und stellten die besagten Demos letzten November ins Internet. Natürlich wartete die Thursday-Fangemeinde auf den Nachfolger von “War All The Time”, aber gleich soweit zu gehen? Relativ gelassen reagierten Thursday auf diesen Vorfall, denn ihrer Meinung nach reichten die geklauten Demos keineswegs an das geplante Ergebnis heran und damit sollten sie Recht behalten.
Das zweite Major-Label-Album des Quintetts aus New Brunswick, New Jersey, präsentiert die Spannbreite der Band und mit Hilfe von Produzent Dave Fridmann (u.a. The Flaming Lips und Mogwai) stellt es einen würdigen Nachfolger für “Full Collapse” und “War All The Time” da.
Bestückt mit emotionsgeladenen Songs, die jedoch ruhiger, d.h. mit weniger Screamoparts, ausfallen als bisher, stellt es für Thursday das bisher persönlichste Album dar. Thematisiert werden diesmal nicht so umfangreiche Themen wie auf “War All The Time”, sondern solche, die jeden Menschen im Innersten bewegen und von denen jeder betroffen ist: Liebe, Tod, Verlust. Schon die Titelauswahl zeigt, dass es sich um ein gut durchdachtes Album handelt. So geht “A City By The Light Divided” auf ein Octavio Paz Gedicht zurück. Am besten kann Geoff Rickly es wohl selbst ausdrücken: “I wanted it to be about the differences in people. About the way each person contains the light and the dark, the good and the bad.” Und genau dies haben sie gelungen umgesetzt. Es findet sich zu jedem behandelten Thema des Albums eine Gegenseite, man bekommt zwei unterschiedliche Blickwinkel aufgezeigt. Betrachtet man beispielsweise “The Other Side Of The Crash” und “Sugar In The Sacrament”, wird deutlich, dass zwei Ansichten über den Tod eines nahestehenden Menschen und das Weiterleben mit diesem Verlust Ausdruck verliehen wird.
Aber nicht nur persönlichere Texte, auch Geoffs Stimme ist persönlicher geworden. Screamoparts sind nicht so oft zu hören, mal abgesehen von “At This Velocity” und “Into The Blinding Light”, die in guter alter Thursday-Manier gehalten sind und den Emotionen laut und ungehalten Ausdruck verleihen. In den übrigen Songs kommt Geoff Rickly zwar mal zum laut aufschreien, jedoch bewegt sich seine Stimme viel mehr zwischen Flüstern, Flehen und natürlich Singen. Emotionen werden auf diesem Thursday Album in einer berührenden Art und Weise transportiert, zwar keine völlige Veränderung zu den bisherigen Alben, trotzdem auf einer anderen, erwachseneren Ebene.
Mit “The Other Side Of The Crash” setzen sie einen schnellen und mitreissenden Anfang. Zwar ist “Counting 5-4-3-2-1” sicher nicht der stärkste Song des Albums, dennoch wird er sicher vielen als erste Singleauskopplung bekannt sein. Bis hin zu dem rein instrumentalen “Arc- Lamps, Signal Flares, A Shower Of White” liefern Thursday gute Songs, dennoch liegt der stärkere Teil des Albums in dessen zweiter Hälfte, die mit den drei Lovesongs “Running From The Rain”, “Telegraph Avenue Kiss” und “The Lovesong Writer” eine gut durchdachte Liederreihe bietet. “Running From The Rain” beginnt mit einem einminütigen instrumentalen Intro und ist ein sehr emotionsgeladener Song. Eines der wohl besten Stücke des Albums ist “The Lovesong Writer”, der Song beginnt mit sanften Gitarrenriffs und der fast flüsternden Stimme Ricklys, die sehr zerbrechlich wirkt. Langsam baut sich die Spannung auf und mehrere Instrumente kommen hinzu, bis Geoff mit “Can anyone hear me now? But no one hears at all…” aufschreit. Die Instrumente werden wieder zurückgenommen und somit ergibt sich ein Auf und Ab zwischen Laut und Leise, wodurch eine traurig-schöne Atmosphäre entsteht. Der letzte Song von “A City By The Light Divided” ist eine starke, fast siebenminütige Ballade. Sie startet langsam und baut sich immer mehr auf, jedoch ebenfalls mit sich abwechselnden Parts, so dass sie das Album dramatisch abschließt.
Die Unterschiedlichkeit der jeweils dargestellten Perspektiven und deren Umsetzung machen dieses Album aus. Thursday gehen damit einen Schritt nach vorne und zeigen, dass sie zu gleichen Teilen Songs ungehalten herauslassen können (z.B. “Into The Blinding Light”: “Please someone help me - take away my loneliness. Please someone fill me - take away my emptiness. Please someone touch me - take away my longing. Please someone - Take away my sadness. Please someone kill me – tear me up and throw me away.”), aber genauso gut leise und intensiv ihnen Ausdruck verleihen koennen ( z.B.” Autumn Leaves Revisited”: “We walk along the wire tied between horizons, you close your eyes like it’s nothing at all. Throughout the rise and fall, everything, everything changes, I will be here when you die”). Insgesamt ein Album, in das man sich in Ruhe hineinhören muss, von dem man jedoch spätestens in der zweiten Hälfte ganz in seinen Bann gezogen wird. Das Warten auf das endgültige Produkt von “A City By The Light Divided” hat sich also definitiv gelohnt.
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