Rezension

These New Puritans

Field Of Reeds


Highlights: The Way I Do // Fragment Two // Organ Eternal
Genre: Indie // Ambient
Sounds Like: Efterklang // Radiohead

VÖ: 14.06.2013

Disharmonien, verschachtelte Strukturen – was Radiohead können, darf keinesfalls als Bauanleitung zum Selbermachen gelten. Dennoch wollen es These New Puritans auf ihrer neuesten Platte wissen. Es ist quasi das orchestrale Austoben von Mastermind Jack Barnett, bei dem er auf seine auf dem Vorgänger „Hidden“ erlernten Fähigkeiten baut. Opulenz ist das Schlagwort. Die ist so gewaltig, dass man erst einmal nichts anderes sieht, nähert man sich „Field Of Reeds“ zum ersten Mal.

Irritiert sucht man nach Musik. Denn nach dem gelungenen Opener „The Way I Do“, der mit seinen Andeutungen Vorfreude weckt, werden im weiteren Verlauf von „Field Of Reeds“ Melodien in den Raum gestellt, ohne danach wieder aufgegriffen oder weiter verarbeitet zu werden. These New Puritans kommen teilweise kaum über das Auflisten musikalischer Möglichkeiten und Fragmente hinaus. Besonders Barnetts Gesang fällt es schwer zu folgen. Melodische Ausflüchte, seltsame Entrücktheit – ohne die Vocals würde „Nothing Else“ beispielsweise gute Filmmusik abgeben.

Wenn in „The Light In Your Name“ die Lyrics gegen Ende in zwei Teile zerfallen und fortan aus zwei Perspektiven berichtet wird, ist das schön überlegt, den Brocken von Song muss man jedoch erst einmal überstehen, um zu dieser Einsicht zu gelangen. Einziges verbindendes Element der knapp sechs Minuten ist ein kurzer Pianolauf – der Rest klingt, als würde sich ein Orchester einstimmen. Bezeichnend, dieses satte Klangbild und das spärliche Songwriting. In „V (Island)“ gelingt schließlich das Kunststück, aus einer dahinplätschernden Klaviermelodie ein mitreißendes Zusammenspiel aus Drums, Gesang und Piano herauszuschälen, das sich verläuft und doch immer wieder zusammenfindet.

Leider fasst ein Opener, wie der oben beschriebene, das Problem von These New Puritans zusammen. Man kreiert ein großes Etwas, eine Fülle an Ideen, die nicht zuende gedacht werden (können). Man nimmt den Ausweg ins verkopft Künstlerische und nennt das Ganze Avantgarde. Häufig klingt das nicht nur kreativ, sondern einfach merkwürdig verschroben. Schwere Kost.

Jonatan Biskamp

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