Rezension

These New Puritans

Hidden


Highlights: We Want War // Attack Music // Drum Courts
Genre: Electronica // Grime // Indie
Sounds Like: -

VÖ: 15.01.2010

Die Leser, die noch Radio hören, werden das Phänomen kennen. Der Sender des Vertrauens kündigt lang und breit einen neuen Song an und sobald der Track läuft, fragt man sich: Moment mal, ist der wirklich neu? Der klingt doch genau wie der Song davor. Und der danach. Gefühlt ist er sogar schon der gottverdammte siebenunddreißigste Indie-Song, der absolut identisch klingt. Dabei ist eine der wenigen Grundregeln des Komponierens (und auch anderer kreativer Prozesse) so simpel: Mache einfach etwas, was vorher noch kein anderer gemacht hat. Denn merke: Fortschritt ist unabdingbar für Musik! 

Eine der Bands, die sich zu Beginn des neuen Jahrzehnts diesen Grundsatz zu Herzen nimmt, sind These New Puritans aus Großbritannien. Die gute erste Single „We Want War“ deutete es an, das komplette Album „Hidden“ bestätigt es: Ähnlich innovativ wie beispielsweise ein Konstantin Gropper vor zwei Jahren haben die Briten mit ihrem Zweitwerk einen Sound produziert, der erst mit der Zeit einzuordnen sein wird. Düster klingt er, hart, intensiv. Knochentrockene Beats werden untermalt von traurigen Bläsern; Waffen-Samples treffen auf Kinderchöre im Hintergrund – Gangsta-Rap und Grime lassen grüßen. Obwohl diese Mischung aus Wut, Verzweiflung und Trotz verdammt ungesund anmutet – sie ist äußerst frisch. 

Aber man kann es mit dem Fortschritt auch übertreiben, wenn man andere elementare Dinge des Songwritings vergisst. So innovativ und intensiv der Sound auf Hidden auch sein mag, was fehlt, ist der rote Faden. Viele Ideen, viele Samples sind bunt durcheinander gewürfelt, woraus sich eher ausgedehnte Skizzen oder Fragmente als typische Songs ergeben. Die Genre-Einflüsse sind dabei zwar vielfältig: Von Elektro über Rap und Klassik bis hin zu Jazz – trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen kann sich auch dieses Album nicht davon befreien, „Indie“ zu sein. 

Größtes Manko des Albums sind jedoch gar nicht die vielen verschiedenen Elemente, die sich mal besser, mal schlechter ineinanderfügen. Wirklich schwach sind Momente wie „Fire Power“, dreieinhalb Minuten, die schlicht nerven. Keine Melodie, monotone Drum-Loops und dazu ein noch monotonerer Gesang. Das ist zwar auch eher unkonventionell, mies klingt es trotzdem. D a s zieht dann auch die Wertung nach unten. Somit hat das neue Jahrzehnt mit „Hidden“ zugleich seine erste musikalische Evolution – und seine erste kleine Enttäuschung.

Mischa Karth

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