Rezension

The Thermals

The Body, The Blood, The Machine


Highlights: A Pillar Of Salt // Returning To The Fold // Power Doesn´t Run On Nothing
Genre: Post-Pop-Punk
Sounds Like: Guided By Voices // Sebadoh // The Buzzcocks // The Breeders

VÖ: 01.09.2006

Beim Rezensionen schreiben gibt es gewisse Regeln. Ein wenig Objektivität soll miteinfließen, übertriebene Lobpreisungen und Verrisse vermieden werden und das Wörtchen „ich“ ist aufgrund der journalistischen Distanz tabu. Jetzt ist aber einmal so ein Zeitpunkt gekommen, an dem mir das alles gepflegt am Arsch vorbeigeht. Jeder darf, nein MUSS wissen: The Thermals sind die geilste Band der Welt! Zumindest bis ich es mir wieder anders überlege. Solange werde ich weiterhin mit einem breiten Grinsen vor den Boxen wild zappelnd herumspringen und meine beiden Mittelfinger jeder britischen Hypeband ins Gesicht halten. Ihr alle wolltet ein Hitalbum raushauen und doch seid ihr alle angesichts von „The Body, The Blood, The Machine“ daran gescheitert!

War „Fuckin A“ schon die Offenbarung an Witz, Spielfreude und Killerhymnen, so ist der Nachfolger zweifellos das Meisterwerk. Punktgenau an den richtigen Stellen wurde angesetzt, um die Band auf das nächste Level zu katapultieren. Es scheppert nicht mehr ganz so furchtlos voran, was an der Produktion! (an dieser Stelle ist das Ausrufezeichen durchaus angebracht) von Fugazi-Mitglied Brendan Canty liegt. Lo-Fi statt No-Fi sozusagen. Trotzdem wird das höchstens Sex Pistols-Fanatiker abschrecken. Was da Hutch Harris und Kathy Foster aufgenommen haben, sind nichts anderes als zehn potentielle Singlehits. Jawohl, nach dem Ausstieg von Drummer Jordan Hudson hat man nicht lange gefackelt und einfach zu zweit das Ding zur Welt gebracht.

Und bei allem Respekt, das Drumming ist deutlich abwechslungsreicher geworden. Auch wird neuerdings gerne einmal auf eine zweite Gitarrenspur zurückgegriffen und Songlängen jenseits der 3 Minuten Grenze sind nicht mehr verpönt. Nunja, The Thermals haben neuerdings auch was zu sagen und deshalb bedarf es auch dieser Neuheiten. Ein Konzeptalbum ist es nämlich geworden. Der Titel verrät es schon fast, „The Body, The Blood, The Machine“ richtet sich gegen einen faschistischen, christlichen Staatsapparat. Man munkelt es handele sich dabei um die USA...

So gern man die älteren Songs auch gehabt hat, so muss man The Thermals zugestehen, dass ihnen die neue Ernsthaftigkeit sehr gut zu Gesicht steht. Die bissigen Texte einerseits und der stets mitreißende Powerpunk andererseits harmonieren prächtig miteinander. So kommt es mit „Power Doesn´t Run On Nothing“ nicht nur zum sowohl längsten, sondern auch besten Song der Bandgeschichte. Der Rest nur unwesentlich dahinter. Vielleicht nicht das beste Album 2006, aber jetzt schon das Liebste.

Benjamin Köhler

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