Rezension

The Pains Of Being Pure At Heart

The Pains Of Being Pure At Heart


Highlights: Come Saturday // Stay Alive // Everything With You // Gentle Sons
Genre: Twee Pop // Shoegaze // Indie
Sounds Like: The Field Mice // Deerhunter // Asobi Seksu // Vivian Girls

VÖ: 06.03.2009

Wer es noch nicht gemerkt hat: wir sind musikalisch wieder in den 80ern angelangt. Bands wie Voxtrot, Bishop Allen oder Au Revoir Simone lassen den Twee Pop wieder auferstehen, während Shoegaze gerade sogar voll durch die Decke geht. Man spricht stellenweise schon von Nu-Gaze, was irgendwie gleichzeitig zum Weinen und zum Lachen ist. The Pains Of Being Pure At Heart, nebenbei bemerkt der tollste Bandname seit langem, bewegen sich irgendwo zwischen beiden Stühlen und kommen sowas von zum rechten Zeitpunkt, dass sich der bereits vor zwei Jahren begonnene Hype um diese Band jetzt tatsächlich in großen Erfolg umwandeln könnte.

Die New Yorker haben im Prinzip alles, um der breiten Indiemasse zu gefallen. Zuckersüße Melodien, die zumeist auf einem lückenlosen Teppich aus akustischer und elektrischer Gitarre ins Ohr schweben, getragen von einer kaum merklichen aber allgegenwärtigen Rythmussektion, Refrains zum Dahinschmelzen und eine gehörige Portion Niedlichkeit. Diese resultiert hauptsächlich aus dem Zusammenspiel von Sänger Kip Berman´s New-Order-Gedächtnisstimme und dem Mädchentimbre von Keyboarderin Peggy Wang-East. Passt im Grunde überhaupt nicht zusammen, aber irgendwie doch. Nicht die einzige Ambivalenz, die „The Pains Of Being Pure At Heart“ so interessant macht, denn die Band hat auch verstanden, dass die 80er düster waren. Deswegen entpuppt sich das Album bei genauerem Hinhören auch als Wolf im Schafspelz.

Trotz all dieser wunderschönen Melodieverliebtheiten, die man wirklich von der ersten bis zur letzten Sekunde auf dem Silbertablett serviert bekommt, sprechen die Lyrics eher unschöne Themen an. So geht es beispielsweise um verbotene Liebschaften („The Love Is Fuckin Right!“), Selbstmord („Stay Alive“, „Everything With You“) oder den Vorzügen, allein zu sein („Come Saturday“). Dieser Gegensatz führt dazu, dass das Debütalbum von TPOBPAH eine ganz eigene Atmosphäre innehat, die es gerade deshalb so faszinierend macht.

Es wirkt wie ein Katalysator für die Gemütslage, in der man sich gerade befindet. Ein und derselbe Song ist in der Lage, dich in absolute Höchststimmung zu versetzen oder mit nach unten zu ziehen. Vielleicht ist das auch mit ein Grund, warum es so verdammt schwer ist, das Album wieder aus dem Cd-Player zu nehmen. TPOBPAH treffen mit ihrem Erstling jedenfalls gleich in mehrerer Hinsicht den Nerv von sehr vielen Menschen. Hier stimmt einfach beides: das Timing und die Präzision.

Benjamin Köhler

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