Rezension

The New Pornographers

Twin Cinema


Highlights: Twin Cinema // Use It // The Bleeding Heart Show // Three Or Four
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: A.C. Newman, Built To Spill, The Shins

VÖ: 22.08.2005

Wie die meisten sicherlich schon mitbekommen haben, überschlagen sich die Kritiker seit nun schon über einem halben Jahr mit Lob über die neue britische Welle. Bands wie Bloc Party, Maximo Park oder den Kaiser Chiefs gehörten die Tanzflächen des bisherigen Musikjahrs. Doch es gibt da noch ein paar andere Bands, ziemlich am anderen Ende unseres Planetens, die sich nicht so einfach geschlagen geben und diese stehen erst am Anfang ihrer Musikinvasion. Und wo? Dreimal dürft ihr raten... In Kanada. Was mit Arcade Fire vor ein paar Monaten anfing und momentan mit den Stars einen weiteren Höhepunkt erreicht wird von den New Pornographers weitergeführt und wahrscheinlich mit der Broken Social Scene in etwas mehr als einem Monat zu einem triumphalen Ende gebracht. Aber auch auf die in Europa wahrscheinlich viel zu spät erscheinende Wolf Parade sollte ein Auge geworfen werden. Unser Thema heute sind aber erstmal die jetzt schon acht Jahre alten New Pornographers.

Schon seit geraumer Zeit konnte sich der aufmerksame Fan den vielversprchenden Titeltrack "Twin Cinema" im Web anhören, nun ist es endlich da: Das (man glaubt es kaum) erst dritte Studioalbum der Kanadier. Viel Zeit wurde in diverse Nebenprojekte investiert. Der Kopf der Band, A.C. Newman konnte dabei den größten Erfolg mit seinem Solo-Debüt "The Slow Wonder" verbuchen. Doch im 9-köpfigem Team machen sie immernoch am meisten Spaß. Das warten hat sich nämlich gelohnt. Beeinflusst durch, wie er selbst sagt, Newmans aktuelle Lieblingsband, den Fiery Furnaces, zu 1A Indie-Rock für den hoffentlich schön sonnigen Spätsommer.

Mit "Twin Cinema" beginnt das gleichnamige Album. Es brettert schön los. Ein 3-Minuten-Hit wie's sich gehört. Doch so richtig in Fahrt kommt das Album erst beim dritten, wohl schönsten Stück "Use It", einem extra für den Sommer schönen poppigem Song. Nach den schön treibenden und aufbauenden Strophen wird der Hörer von einem beinahe balladenähnlichen Refrain mit zweistimmigen Männlein/Weiblein-Gesang den Tränen nahe gebracht. Nicht wesentlich minder toll geht es mit "The Bleeding Heart Show" weiter. Diese beginnt zwar recht ruhig, steigert sich dafür aber um so mehr bis zu seinem intensivem Finale. Trotz der etwas fragwürdigen Aufforderung in "Sing Me Spanish Techno", springt hier ein weiterer idealer Mixtape-Song heraus. Die Vielzahl an verschiedener Instrumente könnte das Geheimnis dieser Band sein. Gitarren, Piano, Geigen, Mandoline, Synthesizer, die obligatorischen Percussions und der schöne, oft mehrstimmige Gesang erstellen das Klangbild.

Das gesamte "Twin Cinema" klingt wesentlich geordneter als die beiden Vorgänger. Mastermind A.C. Newman und seine acht Freunde klingen geschlossener denn je, obwohl sie alles andere als nicht experimentiert haben. Kein Song auf der CD ist überflüssig. Jeder hat irgendetwas, was sonst kein anderer hat. So sind es 48 Minuten voller Energie, Melancholie und einfach großer Freude an solch schöner Musik. Diese Jahr werden die Briten wohl nicht mehr einzuholen sein, aber wenn es weiterhin so viele wunderschöne CDs aus dem fernen Kanada regnet, in ein paar Jahren sicherlich schon.

Paul Weinreich

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