Rezension
The Lemonheads
Varshons 2
Highlights: Settled Down Like Rain // Magnet // TAQN
Genre: Indie // Folk // Americana
Sounds Like: Paul Westerberg // The Jayhawks // Buffalo Tom
VÖ: 08.02.2019
Ach Evan Dando, du warst sicher nie das größte Genie, aber du hast wie kaum ein anderer die alternative Musik der Neunziger mitgeprägt. Klar, “It’s a Shame About Ray” und “Come On Feel The Lemonheads”, ja sogar das Reunion-Album von 2006, sind Klassiker des Indie- und College-Rock, aber – und jetzt musst du sehr tapfer sein – halt nicht unbedingt wegen der Musik. Du hattest den Stil, die Verschlurftheit und die zugedröhnte Coolness. Du warst neben Kurt Cobain die große Ikone der Generation X. Und du musstest die Tragödie erleiden, trotz intensiver Bemühungen sämtliche Drogeneskapaden überlebt zu haben und als alterndes Relikt der Neunziger immer noch über die Bühnen dieser Welt zu stolpern.
Ähnlich wie du, Evan, scheinen deine Lemonheads seit längerem am Tropf zu hängen. Das letzte Lebenszeichen war das Coveralbum “Varshons” von 2009, und nun folgt ganze zehn Jahre später ein weiteres. Während das erste zumindest mit einer sehr eklektischen Mischung aus Wire, GG Allin, Leonard Cohen und einem Obscuro wie Randy Alvey punktete, gehst du dieses Mal – vielleicht ist es ja dem Alter geschuldet – auf Nummer sicher. “Varshons 2” bedient sich bei Etablierten und verwurstet The Jayhawks im überzeugenden “Settled Down Like Rain”, Paul Westerberg mit “Things” und sogar Lucinda Williams mit “Abandoned”. Sogar für die Eagles bist du dir mit “Take it Easy” nicht zu schade. Immerhin schaffst du es, uns einige Raritäten unterzujubeln, “Now and Then” von Natural Child, das entspannte “Magnet” von NRBQ ist ein Überraschungshit und das nach oben ausreißende “TAQN” von The Eyes macht richtig Spaß. Dabei schaffst du es, die verschiedenen Einflüsse in eine Form zu gießen und angenehm zu sedieren, wobei dir dann natürlich auch die Theatralik eines Nick Cave auf “Straight To You” abgeht. Aber die hättest du wohl eh nicht überzeugend mimen können.
Klar, dieses Album besitzt die Leichtigkeit, die man an den Lemonheads liebt. Nur bleibt unklar, für wen dieses Album nun bestimmt ist. Die Musiknerds kennen das hier Aufgetischte eh größtenteils und wirklich eigenständig sind die Einspielungen auch nicht. “Varshons 2” klingt wie gediegenes Erwachsenenradio mit Onkel Evan. Vielleicht ist “Varshons 2” deshalb doch wieder ein typisches Lemonheads-Album: Eine unaufgeregte Zurschaustellung von unantastbarem Geschmack.
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