Rezension

The Leisure Society

Into The Murky Water


Highlights: Our Hearts Burn Like Damp Matches // Althoug We Are All Lost // This Phantom Life // Better Written Off (Than Written Down)
Genre: Folk-Pop // Psychedelic // Blues // 60s-Pop
Sounds Like: The Beach Boys // Harry Nilsson // The Byrds // The Kinks // Van Dyke Parks // Randy Newman // The Zombies // Shoreline // The Miserable Rich

VÖ: 06.05.2011

Es ist immer wieder erfreulich, wenn Bands eine Entwicklung durchmachen, wie es bei The Leisure Society der Fall ist. War ihr vor drei Jahren erschienenes Debütalbum „The Sleeper“ ein durchaus mit schönen Songs aufwartendes, jedoch im Ganzen vielleicht doch etwas zu brav daherkommendes Folkpop-Album geworden, hat der nun erschienene Nachfolger „Into The Murky Water“ genau das, was dem Vorgänger fehlte.

Worin aber genau der Unterschied zwischen „The Sleeper“ und „Into The Murky Water“ liegt, lässt sich gar nicht so einfach sagen. Auf den ersten Blick scheint alles beim Alten geblieben zu sein: die ausgefallene Instrumentierung, die so manches exotische Musikinstrument beinhaltet, gleicht der des Vorgängers und auch der Hang zu immer wieder etwas seltsam anmutenden Akkordwechseln, die The Leisure Society zu etwas Besonderem machen, prägt ihr zweites Album. Während man die gefälligen Popsongs des Vorgängers bisweilen schnell als leichte Unterhaltung abtat, schaffen es die neuen Songs der Band, wirklich zu fesseln und mit Melodien um sich zu werfen, die einem – so kitschig das auch klingt – das Herz aufgehen lassen.

Man höre sich den großartigen Refrain dieses kleinen unscheinbaren Folksongs „Our Hearts Burn Like Damp Matches“ an. Verse wie „hold me close & I will hold you too“ mögen zugegebenermaßen nicht gerade die größten lyrischen Errungenschaften sein, doch nachdem einen die Violinen und Flöten mit ihren warmen Melodien eingewickelt haben, kommt man nicht mehr auf die Idee, dies der britischen Band anzukreiden. Hierfür ist „Into The Murky Water“ auch einfach viel zu leidenschaftlich. Immer wieder drehen sich die Songs um die Kraft der Liebe, die alles zusammenhält – wie eben auch dieses Album. „Although We Are All Lost“ ist mit seinem schunkelnden 3/4-Takt so herrlich schwülstig und altmodisch geraten, dass man schmunzeln muss. „This Phantom Life“ schlägt mit seinem Holzbläser-Intro eine nachdenkliche Richtung ein, bevor die Band ausgelassen und spielfreudig davonstürmt und kein Halten mehr kennt.

Man kann sich verlieren in der Beschreibung der zahlreichen fesselnden Momente dieses euphorischen Albums, das einen mit seinen zuckersüßen, kunterbunten, aber stets einfühlsamen und immer wieder von Selbstzweifeln geprägten Popsongs einfach mit sich zieht. Immer wieder muss man beim Hören von „Into The Murky Water“ an die großen Popalben der 60er Jahre denken, wofür nicht zuletzt die reichhaltige Instrumentierung verantwortlich ist, die Assoziationen zu Van Dyke Parks' stilprägenden Arrangements hervorruft. Doch nicht nur stilistisch müssen sich The Leisure Society nicht vor ihren Vorbildern verstecken. Auch was das musikalische Niveau betrifft, bewegen sich die Briten durchaus auf dem selben Level. „Into The Murky Water“ ist vom ersten bis zum letzten Song ein mitreißendes Album geworden, dem im Gegensatz zum Vorgänger nie die Luft ausgeht. Was sich da am Ende des Albums mit dem lässig groovenden „Better Written Off (Than Written Down)“ und dem filigran in Szene gesetzten „Just Like The Knife“ noch für Perlen finden lassen, ist eine wahre Freude. Ein schöneres Sommeralbum wird man dieses Jahr wohl kaum hören.

Kilian Braungart

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Video zu "This Phantom Life"

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