Rezension

The Last Shadow Puppets

The Age Of The Understatement


Highlights: Standing Next To Me // My Mistakes Were Made For You // Time Has Come Again
Genre: "orchestraler" Britpop
Sounds Like: The Coral // Arctic Monkeys // Scott Walker // David Bowie // Murder By Death

VÖ: 18.04.2008

Wer das Booklet des letzten Arctic-Monkeys-Albums aufmerksam genug studierte, fand früher oder später unter anderem Folgendes heraus: "Track 12: Additional guitar by Miles Kane." Jener Track 12 namens "505" war eines der wenigen Lieder, die an die Qualität des Debüts der Monkeys heranreichten - nur konsequent also, dass Sänger Alex Turner sich mit jenem Miles Kane von den Rascals zusammentat, um eine neue Band zu gründen?

Könnte man fast so sagen, wenn es sich bei Kanes Beitrag zu "Favourite Worst Nightmare" denn um mehr als eine Gitarrenspur gehandelt hätte. Hat es aber nicht, vergessen wir demnach die Einleitung und widmen uns stattdessen der Musik auf "The Age Of The Understatement". Die könnte den einen oder anderen überraschen, denn auch wenn man - nicht zuletzt wegen Turners Stimme - gelegentlich (vgl. "Separate And Ever Deadly") an die Arctic Monkeys denken muss, hört man die Grundidee des Projekts - "einfach nur mal Scott Walker, David Axelrod und den frühen David Bowie hören" - deutlicher heraus.

Die Liebe zu den Klassikern macht sich dabei weniger im Songwriting des Duos - das eher an die ebenfalls britischen Zeitgenossen von The Coral erinnert - als in der Instrumentierung bemerkbar. "The Age Of The Understatement" wäre ein normales Britpopalbum, hätte Owen Pallett nicht die perfekten Orchesterarrangements dafür geschrieben und diese dann mit dem London Metropolitan Orchestra aufgenommen. Zwar klingt das Album deswegen noch lange nicht nach Palletts Soloprojekt Final Fantasy, auch nicht nach Beirut oder Arcade Fire, mit denen er bereits zusammengearbeitet hat; doch seine Ideen geben "The Age Of The Understatement" etwas, wofür mir gerade kein besserer Begriff als Grandeur einfällt. An den richtigen Stellen erhöht Pallett bzw. das Orchester die Spannung oder sorgt im besten Fall ("Time Has Come Again") für eine Gänsehautatmosphäre - nicht zufällig redete irgendwo einer von alten James-Bond-Filmen.

Das gelassene "The Chamber", das zynische "Only The Truth" oder das leicht paranoide "I Don't Like You Anymore" sind wiederum beste Beispiele für den großen Einfluss von The Coral - nur, dass die auf den letzten drei Alben nicht mehr so gut waren wie die Last Shadow Puppets hier. Auch textlich ist das Niveau hoch: Alex Turner reflektiert mehr als bei den Arctic Monkeys, scheint inzwischen lieber auf seine Jugend zurückzublicken, als darüber zu singen, dass er mal wieder tanzen gehen will. So zum Beispiel gleich zu Beginn von "Standing Next To Me", den schönsten zwei Minuten des Albums: "Want her, have her/ Two years have gone now, / But I can't relate to the neverending games that you play."

"Calm Like You" und "In My Room" erinnern in ihrer Theatralik an Murder By Death, übertreiben es am Ende jeweils ein bisschen, aber das ist nicht weiter schlimm, da es trotzdem gute Songs sind. Von Ausfällen will man eigentlich nicht sprechen, trotzdem fehlt dem Album ein wenig die Konstanz, zumindest mehr als Abwechslung, was andernorts bemängelt werden könnte. Manchen sind die Stimmen von Turner und Kane übrigens zu ähnlich, andere finden's super und schreiben, die beiden könnten Brüder sein. Damit das klar ist: Ich find's super.

Mario Kißler

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