Erleben wir gerade die Anfänge der nächsten großen Stadionrockband? The Joy Formidable jedenfalls bringen alle Voraussetzungen dafür mit. Majorlabel-Signing, klaren, druckvollen Sound, und nebenbei waren sie auch schon im Vorprogramm von Muse unterwegs. "Wolf's Law" ist zwar etwas weniger geradlinig als das Debüt "The Big Roar", aber ein kleines bisschen Prog sollte etwaigen Stadion-Avancen eigentlich nicht im Wege stehen – siehe Biffy Clyro, auch wenn die noch nicht ganz in dieser Größenordnung angekommen sind.

Und so versuchen auch The Joy Formidable, krachende Rockhymnen zu schreiben, die sowohl die nötige Portion Härte als auch die eingängigsten Hooklines mitbringen. Meist sind die Songs ein Steigerungslauf in sich selbst – sehr schön veranschaulicht in "The Leopard And The Lung", das gekonnt zwischen den eher ruhigen Strophen und dem lauten, basslastigen Refrain inklusive ausladender Instrumentalteile hin- und herwechselt. Die druckvolle Bassdrum tut ihr Übriges dazu und treibt auch ansonsten nahezu jeden Song der Band nach vorne. Die einzige Ausnahme ist das drumlose "Silent Treatment", das leider ziemlich langweilig und nicht allzu einfallsreich geraten ist. Zum Glück machen The Joy Formidable ansonsten das, was sie können, und haben immer noch das eine oder andere unerwartete Extra auf Lager.

Beispielsweise beginnt der Opener "This Ladder Is Ours" mit einem 30sekündigen Klassik-Intro, das zunächst eigentlich nicht zum ziemlich straighten Song passen will, aber zu dessen Ende nochmals aufgegriffen wird und sich dann auf einmal anstandslos einfügt. Zwei richtig starke Tracks sind auch "Cholla" und "Little Blimp". Ersteres hat wohl einige der eingängigsten Hooklines des noch jungen Jahres zu bieten, und bei zweiterem haben ziemlich offensichtlich Biffy Clyro Pate gestanden. Außerdem hat sich als Hidden Track auch noch das hymnische, als Vorabvideo veröffentlichte "Wolf's Law" versteckt. Kleinere Wermutstropfen wie das zu lange "Maw Maw Song" lassen sich da locker verschmerzen. The Joy Formidable sollten sich schonmal überlegen, wie man auch auf Riesenbühnen Präsenz zeigt.

Johannes Neuhauser

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