Rezension

The Horror The Horror

Wilderness


Highlights: Wilderness // Out Of Here // The Forest // Feel It Burning Inside
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: The Strokes // Prefab Sprout // The Smiths // Whitest Boy Alive

VÖ: 22.04.2011

Man weiß fast gar nicht, ob es einen viel sympathischeren Sound als den der Schweden von The Horror The Horror gibt. So ganz ohne Ecken und Kanten, harmloser Indie-Pop, der keinem wehtut und niemanden langweilt. Was hier wie ein halber Verriss klingt, ist in Wirklichkeit die schlimmstmögliche Kritik, die man den Schweden machen könnte – wenn man denn wollte.

Wollen wir aber an dieser Stelle nicht. In einer Musikwelt, in der die Spanne von Grave Wave, Post-Dubstep und Co. auf der einen Seite bis hin zu Justin Bieber und Rebecca Black auf der anderen Seite reicht, macht es doch einfach Spaß, wenn sich eine Band genau dazwischen ansiedelt. Keine Anbiederung an den Mainstream, keine Symbiose mit dem Underground. Als die jungen, wilden Schweden vor knapp fünf Jahren die Welt erobern wollten, klangen sie noch ein wenig trotziger. Gerade textlich wurde der sehr tanzbare Indie-Pop von einer Anti-Haltung begleitet, die mit dem süßlichen Sound wenig gemein hatte. Dieser Sound ist jetzt so richtig erwachsen geworden – immer noch tanzbar zwar, doch textlich wurde aus der Anti-Haltung des „Wir gegen alle“ ein „Wer sind wir und wo stehen wir?“. Dieser philosophische Nebenkriegsschauplatz macht „Wilderness“ umso sympathischer, verleiht er der Platte doch eine kaum geahnte Tiefe.

Der Sound bewegt sich so eindeutig zwischen verschiedensten Polen, dass eine Einordnung anhand musikalischer Koordinaten immer nur ein Auszug aus dem großen Ganzen sein kann. The Horror The Horror klingen wie Post-Punk, der sich Hals über Kopf in den Indie-Pop verliebt hat und endlich sesshaft geworden ist – wie eine Zeitreise in Lichtgeschwindigkeit zurück in die 80er/70er/60er Jahre und wieder zurück. Prefab Sprout, Style Council, The Strokes, Whitest Boy Alive, The Smiths – die Liste an hörbaren Einflüssen ist schier unendlich und doch klar definiert. Eine Platte, die die Attribute „seicht“, „sympathisch“ und „eingängig“ mehr als verdient hätte, wären diese im Pop-Kosmos nicht so negativ belegt.

Andreas Peters

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