Rezension

The Hold Steady

Heaven Is Whenever


Highlights: Soft In The Center // The Weekenders // We Can Get Together // Hurricane J
Genre: Moderner klassischer Rock
Sounds Like: The Replacements // Bruce Springsteen // Thin Lizzy

VÖ: 30.04.2010

Es gab einmal einen Mann, der hieß Craig Finn. Craig war auf seine Art ein großer Autor, der viele kleine, aber authentische Geschichten vom Leben in den USA erzählen konnte – und zwar besonders von jener Generation der Amerikaner, die irgendwo zwischen Teenage Angst, Drogenmissbrauch und Hedonismus in ihrer Jugend feststeckt

Das Besondere an Craigs Geschichten war aber, dass er sie nicht auf Papier, sondern in der anderen großen Kunstform unserer Zeit verewigte: Der Musik. Craig spielte nämlich in einer Band, die mindestens genauso amerikanisch wie seine Geschichten war und klassischen Rock 'n Roll irgendwo zwischen alten Helden wie den Replacements und älteren Helden wie Bruce Springsteen machte. Klingt langweilig – klingt's aber nicht. Klang auf vier Alben sogar ziemlich super und lieferte teils musikgewordene Glücklichmacher wie „Chips Ahoy“ und „Constructive Summer“.

Craigs Band, The Hold Steady, verlor 2010 ein langjähriges Mitglied: Franz Nicolay. Der Franz hatte Keyboard bei The Hold Steady gespielt und war der Ansicht, dass die Band die Musik, die sie schon immer gespielt hatte, nicht mehr besser hinbekommen würde, und irgendwie hatte Franz damit recht – was aber nicht heißt, dass sie damit ihre Daseinsberechtigung verloren hätte. Denn musikgewordene Glücklichmacher spielen The Hold Steady, auch ohne Franz, auf „Heaven Is Whenever“ immer noch, auch ohne Franz sprudelt die Euphorie aus Songs wie „Hurricane J“ oder „Rock Problems“ und auch ohne Franz ist „We Can Get Together“ selbst für Nichtraucher ein Grund, Feuerzeuge mit zu Konzerten zu nehmen. Und der Craig? Der wird live weiterhin wie ein auf der Bühne abgestelltes Honigkuchenpferd wirken, wenn er davon singt, dass das Leben keine romantische Komödie ist („The Weekenders“). Und wenn er nicht gestorben ist, wird er wahrscheinlich weiter die anachronistischten, aber trotzdem schönsten Classicrocklieder der Vereinigten Staaten von Amerika schreiben. Und wenn wir nicht gestorben sind, werden wir sie weiter mit einer Träne in den Augen und einem Lächeln auf dem Gesicht anhören.

Ende.

Jan Martens

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