Rezension

The Fresh & Onlys

Play It Strange


Highlights: Waterfall // Tropical Island Suite // I'm A Thief
Genre: Jangle Pop // Psychadelic Rock // Garage Rock
Sounds Like: The Mantles // The Byrds // Love

VÖ: 12.10.2010

Sag mir wo du herkommst, und ich sage dir, wer du bist. Die Fresh & Onlys stammen aus San Francisco. Obwohl die Livevideos nicht erkennen lassen, ob sich die Band nun Blumen ins Haar flicht, ist unmissverständlich: „Je suis, je suis hippie, hippie!“ Genrefans dürfen sich deshalb nicht vom „In The Red“-Labeltag in die Irre leiten lassen. „Play It Strange“ hat nichts mit den bierbesudelten Feedbackorgien versiffter Kellerjungs zu tun, vielmehr wird hier klassischer Westcoast-Psychedelic-Jangle-Pop im sechziger Jahre Stil gespielt. Alles klar?

Wunderbar entspannt und melancholisch klingt deshalb auch das Album. Offensichtlich hat die Band einen Delorean mit Fluxkompensator im Keller stehen. Nahtlos wird hier an den verträumten Jangle-Pop-Sound von Genrekoryphäen wie den Byrds oder Love angeknüpft, so als hätte es die musikalische Revolution der Siebziger nie gegeben. Die Fresh & Onlys zeigen nur wenig Sympathie für die Gegenwart: Rückwärtsgewandt, nostalgisch und stets leicht zugedröhnt schwebt die Band durch 11 unaufdringliche, aber dafür nicht weniger liebenswerte Nummern. Bezeichnend, dass bereits der Opener „Summer Of Love“ heißt.

„Waterfall“ vereint die besten Tugenden der Band. Besonders in Verbindung mit dem wundervollen Musikvideo erzeugt das Lied eine unwirkliche Atmosphäre und besingt Vergänglichkeit und Verlust: „The radio said that the TV's dead and the picture went blind“. „Tropical Island Suite“ könnte von der Energie her gar Punkrock sein, würde der Song nicht über 7 Minuten laufen und am Ende vollständig zerfasern. Ein weiterer Bruch mit dem klassischen Garage-Sound markiert die mittlerweile obligatorisch gewordene T.Rex-Hommage „I'm A Thief“. Geschmeidiger konnte selbst Marc Bolan nicht grooven.

„Play It Strange“ eignet sich hervorragend dazu, einen ereignislosen Tag stilvoll zu verbummeln, oder zumindest geistig 35 Minuten lang vor den winterlichen Schneelawinen zu flüchten. California dreaming on such a winter's day.

Yves Weber

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