Rezension

The Fresh & Onlys
Long Slow Dance
Highlights: Wanna Do Right By You // Presence Of Mind // 20 Days & 20 Nights
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Echo And The Bunnymen // The Smiths // The Coral // Tall Dwarves
VÖ: 31.08.2012

Es geht voran mit der Welt und den Fresh & Onlys. Nach vier Jahren Bandbestehen gibt’s nun ein viertes Album und natürlich ist es anders als der Free-And-Easy-Vorgänger „Play It Strange“. Der passte noch so vorzüglich ins Bild einer Band aus San Francisco, die bekifft am Lagerfeuer sitzt und den „Summer Of Love“ besingt, was sie ja tatsächlich tat (hihi). Irgend ein Hirnie ist schließlich auf die selten dumme Idee gekommen, die Fresh & Onlys seien ganz vorne mit dabei gewesen bei all den Nu-Garage-Rockern und Hippie-Poppern aus San Francisco, damals anno weiß-nicht-wann. Klischee sollten sie eben angeblich sein. So ein Quark!
Geprügelt gehört die Band allerdings sowohl dafür, dass das neue Albumcover dann ausgerechnet ein weißes Blümchen ziert als auch dafür, dass man in Anlehnung an fadenscheinige Scheinbotschaften wie im Falle von „Lucy In The Sky With Diamonds“ dieses neue Werk auch noch „Long Slow Dance“ nennen musste. Denn die Verpackung entspricht nicht dem Inhalt. Die Fresh & Onlys schießen sich nicht einfach stumpfsinnig aus dem Leben und besingen die Geilheit der Wundertüte, sondern geben sich feinfühlig und gereift sowohl als Liebhaber als auch musizierend. Dazu gesellt sich schließlich auch ein wenig Nostalgie in einzelnen Songs. Um ehrlich zu sein, man hätte es ihnen nicht zugetraut, diesen schäbigen und ungeduschten Angestellten eines Plattenladens (zumindest zwei der Mitglieder arbeiteten tatsächlich im selben Plattenladen). Aber letztlich muss was Vernünftiges dabei herumkommen, wenn so viel Zeit in einer popkulturellen Schatzkammer zugebracht wurde. Allerhand geschmackssichere Einflüsse lassen sich zumindest heraushören, die desöfteren an Echo And The Bunnymen, wie gleich zu Beginn im Opener „20 Days & 20 Nights“, oder auch an Sir Morrissey erinnern lassen. Die Fresh & Onlys verdammt britisch und im Designer-Anzug, wer hätte es gedacht!
>Auf der anderen Seite ist „Long Slow Dance“, dessen Titel immer noch Kopfzerbrechen verursacht, ein völlig abgedrehtes Album, weil nicht vor Kitsch oder Glockenspiel halt gemacht wird oder die überwiegend akustischen Gitarren plötzlich in „Euphoria“ ungezähmten Stromgitarren Platz machen müssen. So gesehen passt der Albumtitel schon wieder. In „20 Days & 20 Nights“ dürfen auch Männer mal weinen und an anderer Stelle („Dream Girls“) werden Männerherzen gebrochen. Das sind die Songs für den „bewegten Mann“, den trotz oder wahrscheinlich aufgrund seiner aufrichtigen Verletzlichkeit eine so aufregend erotische und maskuline Aura umgibt. Die Frauen schmelzen derweil dahin.
Irgendwann reicht es denn aber auch mit Brusthaarstreicheleinheiten. „Fire Alarm“ oder „Foolish Person“ gehen musikalisch wie textlich einfach gar nicht und es gehört schon sehr viel dazu, um bei „Foolish Person“ mehr herauszuhören als dämlich gespielte, Indie-immanente Schüchternheit, die paradoxerweise die eigene Attraktivität zur Schau stellen soll.
Aufgenommen wurde „Long Slow Dance“ übrigens auf dem selben 16-Spur-Tonbandgerät wie einst Waren Zevons “Werewolves in London“. Dessen Song klingt vielleicht ähnlich wie „Sweet Home Alabama“, ist aber schlichtweg geil. So oder so ähnlich verhält es sich auch hier: Die Fresh & Onlys klingen im Großen und Ganzen verdächtig vertraut, aber die eigenen Songs sind größtenteils (und leider nicht durchgängig) echt gut.
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