Rezension

The Flaming Lips

At War With The Mystics


Highlights: The Yeah Yeah Yeah Song // The Sound Of Failure // It Overtakes Me // Goin' On
Genre: Bombast-Pop
Sounds Like: Super Furry Animals // Air // The Fiery Furnaces // Beck // Radiohead

VÖ: 31.03.2006

"Kelly Watch The Stars" sangen Air 1998, und nach all den Jahren, in denen Kelly keine Reaktion zeigte, ist dann eben Wayne Coyne, Ober-Querkopf der Flaming Lips, dieser Aufforderung nachgegangen. Die meisten Geschichten auf "At War With The Mystics" spielen zu einer Tageszeit, bei der die Sonne schon lange untergegangen ist. Erst die Ausnahmen, oder lieber erst die Beispiele? Hat da jemand Ausnahmen gesagt? Meinetwegen, aber es dürfte schwierig werden, später auf Knopfdruck wieder zur gefühlten Nacht zurückzukommen.

Denn wenn man die fröhlich wirkenden Singles "The Yeah Yeah Yeah Song" und "The W.A.N.D." einmal genauer unter die Lupe nimmt, ist man schnell hellwach. Wir wollen ja nicht zu viel hineininterpretieren, aber was Coyne in "The Will Always Negates Defeat" singt, ist mit Sicherheit eines der politischeren Statements der Band: They got their weapons to solve all their questions/ They don't know what they're for/ Why can't they see that's not power that's greed/ To just want more and more. Dazu ein Gitarren-Riff, das an Beck zu seiner Disco-Zeit erinnert. Ähnlich offensichtlich geht es im "Yeah Yeah Yeah Song" zu, wobei man eigentlich kaum Lust hat, sich mit den Problemen dieser Welt zu beschäftigen, und viel lieber den grandiosen Pop-Zauber genießt, den das Trio anscheinend mit Leichtigkeit aus dem Hut hervorholt. "Goin' On" ist die Suche nach einem Ende, und gleichzeitig eine Ermutigung, nicht aufzugeben. Das Klavier hätte aus John Lennons Feder stammen können und die Melodie würde in einer besseren Welt bestimmt jeder Telefonkonzern im nächsten Werbespot haben wollen.

Zurück in die Nacht. Dunkelheit, ein unendlicher Sternenhimmel, man selbst kommt sich furchtbar klein vor. "It's dark... is it always this dark??" So heißt passenderweise das Nachspiel vom großartigen "The Sound Of Failure", und nein, es ist nicht immer so dunkel. Aber meistens. So fragt sich Coyne im ruhigen "Vein Of Stars", das von der Akustikgitarre getragen wird: Who knows? Maybe there isn't a vein of stars calling out my name/ No glow from above our heads [...] 'Cause if there ain't no heaven, maybe there ain't no hell? Schön wär's, aber den Himmel muss es geben. Denn wo sonst sollen Melodien wie die von "The stars are so big... I am so small... do I stand a chance?" herkommen? Dieses Zwischenspiel nach "It Overtakes Me" und vor "Mr. Ambulance Driver" ist in seiner Intimität der Höhepunkt des Albums. Der Höhepunkt eines Albums, das man getrost als Meisterwerk bezeichnen kann. Die Flaming Lips haben also erneut eines geschaffen. Wie die das machen? Who knows?

Mario Kißler

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