Rezension

The Düsseldorf Düsterboys

Nenn Mich Musik


Highlights: Wand // Mittendrin // Alkoholgedanken // Teneriffa
Genre: Acoustic-Pop // Schlager
Sounds Like: Donovan // Piero // International Music

VÖ: 25.10.2019

Der Herbst ist die Jahreszeit, um einzukehren und von den bunten Farben Abschied zu nehmen. Dazu gehört verträumte Musik. Musik, die die wichtigen Dinge des Lebens thematisiert: Kneipen, Kippen, Teneriffa. Genau das tun The Düsseldorf Düsterboys. Als International Music (mit Joel Roters am Schlagzeug) haben sie bereits gezeigt, dass sie sich mit Leichtigkeit durch alle Epochen der Rockmusik spielen können. Bei den Düsterboys liegt der Fokus jetzt auf Akustikballaden der 60er-Jahre. Im Hintergrund: Die Idee des Gammlers, mehrstimmiger Gesang, Messwein und Ausschlafen.

Peter Rubel und Pedro Goncalves Crescenti haben zusammen mit Edis Ludwig am Schlagzeug und Fabian Neubauer an Klavier und Orgel 16 kleine Meisterwerke geschaffen. Passend dazu hat auch jedes Lied seine eigene Illustration von Hans Joachim Behrendt erhalten und diese zieren jetzt als Zirkel das Cover. Trotz dieser Fülle an Songs hat man nicht das Gefühl, es auch mit Lückenfüllern zu tun zu haben. Stattdessen kann es passieren, dass man jeden Tag einen anderen Ohrwurm hat – und das über mehr als zwei Wochen hinweg.

Textlich bleiben die Düsterboys so unvorhersehbar wie Free Jazz. Ein eingängiger Refrain trifft eine kryptische Strophe, eine triviale Wahrheit ein hintersinniges Wortspiel. Das Deutsch wird mit französischen, englischen und portugiesischen Einschüben erweitert. So entsteht eine Poesie, die zeitlos ist und ignorant gegenüber Mode und Grammatik: „Nenn’ mich Musik, ich nenn’ dich Tanz // Kennen uns aus weiter Ferne //Die Melodie hast du erkannt // Unter Hülsen sind die Kerne // Ich bin Musik, du bist aus Sand // Mir wär lieber du wärst Steine.“

Das große Gefühl findet hier seine kleinen und leisen Ausgangspunkte. Selten gibt es einen Bass, dafür Klavier, Lagerfeuergitarre, Flöten und Chöre. Die Düsterboys klingen, als kämen sie aus einer anderen Zeit, als würden sie über eine Welt singen, die es vielleicht nie gab und als ob sie genau wissen, worum es dabei geht. Mit „Nenn Mich Musik“ könnte nicht nur das perfekte Herbstalbum – für den äußeren und den inneren Herbst – entstanden sein, sondern wahrscheinlich auch eines der wichtigsten Alben dieses Jahres.

Peter Heidelbach

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The Düsseldorf Düsterboys - Oh, Mama

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