Rezension

The Black Heart Procession
Six
Highlights: All My Steps // Suicide
Genre: Melodramatischer Rock
Sounds Like: Mark Lanegan // Nick Cave // Tom Waits // The Arcade Fire
VÖ: 30.10.2009

"Six" lautet konsequenterweise der Titel der neuen Scheibe der Amerikaner Black Heart Procession, ist dies doch die sechste Veröffentlichung seit Gründung der Band 1997. Einst aus der Band Three Mile Pilot hervorgegangen, fanden The Black Heart Procession im Laufe der Jahre mit ihrem Mix aus verschrobenen Poparrangements und schleppendem Rock eine Lücke in der Musiklandschaft. Den Höhepunkt ihrer Schaffenskarriere stellte bislang das vielgelobte „Amore del Tropico“ dar. Da sich nun Three Mile Pilot wiedervereinigt haben und beide Bands koexistieren, beschlossen Pall Jenkins und Tobias Nathaniel, „Six“ eine besondere, düstere, abenteuerliche Facette zu geben. Als wäre „Amore del Tropico“ nicht abenteuerlich genug gewesen.
„When You Finish Me“ eröffnet mit sanften Klaviertönen die Reise ins Dunkel. Bereits nach wenigen Sekunden ist klar: Die Nächte beginnen wieder 18 um Uhr, dauern lange und The Black Heart Procession haben sich vorgenommen, knapp eine Stunde der halbtäglichen Dunkelheit musikalisch zu untermalen. Tief ins Moll greifende Streicher, langsame Vocals und eine Klaviermelodie, die an Spieluhren erinnert, sind die einfachen Zutaten für diese Atmosphäre. Das folgende „Wasteland“ weist besonders wegen des eingesetzten Hintergrundchores starke Parallelen zu „Black Burner“ von Mark Lanegan & Isobel Campbell auf. Zu ersten mitschwingenden Bewegungen animiert „Rats“ – gefüttert mit allerlei unidentifizierbaren Effekten, Orgeln und treibendem Schlagzeug. „Heaven And Hell“ schleppt sich durch viereinhalb Minuten Leierorgel und tiefer Basslinie. Leider macht sich bereits hier eine gewisse Balladenmüdigkeit bemerkbar – „Six“ fehlt es an spannender Dynamik, an komplexen Verbindungen der Instrumente, deren Zahl zwar wieder einmal reichlich, die Verwendung aber zu durchsichtig ist. Zu viele Stücke verlieren sich in schlichten, einfachen Melodien, die für 30 Sekunden gut sind, über drei bis fünf Minuten jedoch langweilen.
„Forget My Heart“ sorgt für das Gefühl, The Black Heart Procession würden sich selbst covern – innerhalb eines Albums klingt es doch wie „Witching Stone“ nur ein paar Minuten früher. Gleiches Problem hat „Last Chance“, das „Heaven And Hell“ selbst in den Lyrics wieder aufgreift. Die Ausreißer der Platte, etwa „All My Steps“ oder das großartige „Suicide“ zeigen, welches Potential die beiden festen Mitglieder der Band eigentlich zu bieten haben. Auch im letzten Drittel des Werkes kann dieses leider nur in kurzen Momenten abgerufen werden. Somit bleibt nur festzustellen, dass sich „Six“ leider zwischen dem Anspruch verliert, den Bandkenner bedingt durch die letzten Alben an die Band haben können, und dem Versuch, zwei Bands und Alben gleichzeitig mit Ideen zu füllen.
Finden
Bye-Bye
Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!