Rezension

The Antlers
Burst Apart
Highlights: I Don't Want Love // Parentheses // No Widows // Hounds
Genre: Dream-Pop // Shoegaze // Indie // Post-Rock
Sounds Like: Radiohead // Low // Grizzly Bear // The XX // Beach House // Sigur Rós
VÖ: 24.06.2011

Die Zeiten der Düsternis scheinen vorbei. Nicht länger wollen The Antlers, das Trio um Sänger und Songwriter Peter Silberman, den Stempel einer traurigen Band aufgedrückt bekommen. Dieser entstand vor allem durch das großartige Vorgängeralbum "Hospice", das sich schon im Titel mit dem Thema Tod auseinandersetzte. Zu jener Zeit war Silberman mehr oder weniger Alleinverantwortlicher für sämtliche Songs. Für "Burst Apart" verfolgten The Antlers einen etwas demokratischeren Ansatz, so dass sich auch Drummer Michael Lerner und Keyboarder/Multi-Instrumentalist Darby Cicci besser einbringen konnten. Wer nun das komplette stimmungstechnische Gegenstück zu "Hospice" erwartet, liegt ganz schön weit daneben. Wenn auch nicht todtraurig, ist "Burst Apart" dennoch durchweg melancholisch geblieben, was einfach im Naturell des Trios zu liegen scheint.
The Antlers bewegen sich weg von der Dominanz an Folk-Elementen und lassen stattdessen häufiger elektronische Hilfsmittel zum Einsatz kommen. Das sorgt für ein sehr sphärisches Gesamtbild des Albums und verleiht einigen Songs einen dreampoppigen Anstrich. Bestes Beispiel hierfür ist der wunderbare Opener "I Don't Want Love". Einige zarte Akkorde führen an den Song heran, in dessen Verlauf Silbermans Stimme dann förmlich über dem Geschehen zu schweben scheint. "Parentheses" zieht die Zügel etwas an, doch nicht ohne tieferen Sinn dahinter: Die postrockigen, ausladenden Instrumentalteile und drückenden Riffs bringen den exaltierten Falsettgesang erst richtig zur Geltung. Insgesamt ist "Burst Apart" aber ein relativ ruhiges Album geworden. Auch der wahrscheinlich beste unter vielen gelungenen Songs des Albums, "No Widows", ist in deutlich zweistelligen bpm-Gefilden zuhause und geradezu prädestiniert als Soundtrack zum Träumen mit offenen Augen. Mehr atmosphärische Dichte ist mit den eingesetzten Mitteln nicht erreichbar.
Die Single "Every Night My Teeth Are Falling Out" hat noch die meisten Folk-Ansätze zu bieten, ist aber trotzdem weit weg von "klassischem" Singer-Songwriter-Pop. Vielmehr ist man damit beschäftigt, genau diese Strukturen zu dekonstruieren und den Song in ein wahres Gewitter übergehen zu lassen. Drei Tracks, die im wesentlichen als Shoegaze ohne Gitarren durchgehen, führen zum Abschluss "Putting The Dog To Sleep" hin, in dem doch noch einmal das Thema Tod aufgegriffen wird. Doch auch hier gleitet man zumindest musikalisch nicht ins Depressive ab, eher wird eine zugleich resignierende und versöhnliche Stimmungslage transportiert, auch wenn dieser Brückenschlag intuitiv kaum möglich erscheint. Vom ersten Hördurchgang an steht fest, dass es sich bei "Burst Apart" um ein gelungenes und vielseitiges Album handelt. Doch die Tatsache, dass der Rezensent weit über zehn Hördurchgänge benötigte, um sich auf eine Wertung festzulegen, zeigt, dass sich das "Besondere" des Albums nicht unbedingt sofort entfaltet. Doch am Ende steht die Überzeugung, dass man nach einem stimmungsvolleren Album lange suchen muss.
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