Rezension

The Antlers

Hospice


Highlights: Kettering // Sylvia // Two
Genre: Post-Rock // Folk // Shoegaze
Sounds Like: Okkervil River // Antony And The Johnsons // Sigur Rós

VÖ: 23.10.2009

Die Hospiz ist jene Abteilung des Krankenhauses, in die Menschen kommen, um zu sterben, beim Sterben begleitet zu werden. Die Angestellten, teils oft auch Freiwilligen, die jene Arbeit leisten, gehen oft überrational an die Thematik heran – sie haben auch keine andere Möglichkeit. Peter Silberman schloss sich in sein Kämmerlein ein und skizzierte in einer Art dramatischer Erzählung, was passieren kann, wenn die Emotion über die Ratio siegt und dem menschlichsten aller Gefühle, dem Mitleid(en), einen Anschub gibt.

Was dabei heraus kommt, ist ein Meisterwerk. Vom Cover bis zur letzten verklingenden Note ist das 'Hospice' betitelte Debüt der Antlers eine traurige, anrührende, mitreißende Offenbarung. Shoegazer-Schwelgereien werden in ein Folkgewand gekleidet und anschließend in Post-Rock-Manier dekonstruiert. Dabei steht immer die Erzählung im Mittelpunkt, deren atmosphärische Untermalung im richtigen Moment die eine oder andere Träne evozieren könnte. Dabei klingt Silbermans Gesang gleichzeitig so traurig-verloren wie der eines Antony Hegarty und ebenso ehrlich und unmittelbar wie die gesungenen Geschichten Will Sheffs von Okkervil River.

In der Dekonstruktion der gesammelten Trauer steckt immer aber auch Hoffnung. Die Gewissheit, dass geschehen muss, was geschieht, so traurig es auch ist und dass lediglich die Anwesenheit des lyrischen Ichs für ein paar schöne letzte Stunden für das Opfer sorgt, ist das thematisch verankerte und musikalisch immer angedeutete Licht am Ende des Tunnels. In gewisser Weise opfert der von Silberman konstruierte Erzähler seine seelische Unbefangenheit für einen sehr guten Zweck, und das sollte dann doch die Quintessenz aus Silbermans Überlegungen sein. Wie schön, dass sich jemand ein solches musikalisches Konzept ausdenken konnte, wie wunderbar, dass er es zu vertonen vermochte und wie fantastisch, dass wir daran teilhaben dürfen. Ich lege mich ungerne fest, aber 'Hospice' dürfte zumindest in Sachen Emotionalität in diesem Jahr nicht zu toppen sein.

Andreas Peters

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