Rezension
Spoon
They Want My Soul
Highlights: Rainy Taxi // They Want My Soul // I Just Don't Understand
Genre: Indierock
Sounds Like: Cold War Kids // Pavement // The Walkmen
VÖ: 01.08.2014
Quo vadis, Indierock? Die Methusalems unter uns erinnern sich: Mitte der 90er war dieser noch so schrullig wie die Kerle, die ihn spielten, kam meist ohne nennenswerte Radiomelodien (und deswegen auch ohne zweistellige Prozentsätze an Frauen im Publikum) aus und wenn etwas an ihm Elektro war, dann der Fakt, dass sich die Gitarren eben nicht nur durch guten Willen verzerren ließen.
Klar, da gab es Pavement, da gab es Dinosaur Jr., da gab es Sonic Youth: Ende der 90er kamen aber eben auch Spoon dazu, die viele der Indie-Tugenden ins neue Jahrtausend herüberretten und ihm dank schlau eingesetzten Pianos sogar noch eine ziemliche Hitdichte verleihen konnten – so wie später die Cold War Kids etwa, nur dass diese da noch Cold War Fetuses waren. Jedoch lockte schon Spoons siebtes Album, „Transference“, kaum noch einen Hipster hinter der Ökostromheizung hervor. „They Want My Soul“ macht es nicht unbedingt besser.
Also Tschuldigung – wer einen so energiearmen wie eigentlich ziellosen Song wie „Rent I Pay“ nicht nur als erstes Lebenszeichen nach vier Jahren an die Front schickt, sondern auch sein Album von ihm eröffnen lässt, darf sich eigentlich nicht wundern, wenn das Publikum später nach den Hits von „Ga Ga Ga Ga Ga“ schreit. Etwas befremdlich wirken wiederum die China-Restaurant-Soundtrack-Anleihen von „Inside Out“ und für den Discobeat von „Outlier“ müsste man sich eigentlich Stephen Malkmus' Tod wünschen, auf dass dieser sich im Grabe umdrehen kann. Auch Indierock kann, soll, muss sich weiter entwickeln – ob er dies in jede mögliche Richtung tun muss, bleibt dahingestellt.
Dabei gehen Synthies auch bei Spoon klar, wenn sie so unaufdringlich zum Groove beitragen wie im finalen „New York Kids“; dass der Barjazz hingegen bei den Texanern auch gerne einmal erste Geige beziehungsweise erstes Klavier spielen darf, war auch schon vor „I Just Don't Understand“ klar. Ganz allgemein wirkt die zweite Hälfte von „They Want My Soul“ nach den schwächeren Songs zu Beginn wieder versöhnend und hat im Titeltrack sogar noch das eine oder andere Augenzwinkern gegen educated folk singers und andere Seelendiebe parat. Ihre Seele möchten Spoon aber eben nur ungern abgeben. Manchen Songs auf „They Want My Soul“ geht sie dennoch etwas ab – relevant bleiben Spoon weiterhin.
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Rezension zu "Transference" (2010)
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